Impressionen

Mai 2005

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EBRD-Konferenz. Die EBRD ist die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (European Bank of Reconstruction and Development). Für den normalen Bürger ein wenig interessantes Ereignis, vielleicht irgendwo auf Seite Sieben im Wirtschaftsteil der Zeitung versteckt.

In Belgrad kam die Meldung neun Monate vor dem Ereignis, das Hotel warnte uns, daß alle Zimmer ausgebucht sein würden. 2800 Delegierte in einer Stadt mit nur wenigen Zimmern in westlichem Komfort. Und zehn Tage vorher gehen die hektischen Aktivitäten los, um das Sava-Center, daß Konferenz- und Einkaufszentrum ist, herzurichten. Was verschwand waren die Schilder "Das Mitbringen von Handfeuerwaffen ist verboten". Was kam war Farbe, Möbel und Schilder.

EBRD. Für uns Westeuropäer bedeutet das wenig. Einige erinnern sich an diese Initiative nach dem Fall der Berliner Mauer. Vielleicht erinnert man sich auch an den Streit, wie diese Bank konstituiert wird. Schließlich kam sie nach London und ein Franzose wurde der Chef.

Für die Betroffenen bedeutet diese Bank aber viel mehr. Die Bank könnte beteiligt sein, daß ein serbischer Bauer irgendwo im Süden einen Kredit von 250 Euro aufnehmen kann um Dünger zu kaufen. Oder das ein Arbeiter in Tadjikistan ein Flugzeug nehmen kann, um in Rußland arbeiten zu können. Es ist vielleicht für die Stadt Chisinau die Möglichkeit, ein paar neue Stadtbusse zu kaufen. Es handelt sich hier nicht um Subventionen oder Entwicklungshilfe, denn die Bank (oder die Strukturen, in die diese Bank investiert) soll profitabel arbeiten. Aber das Risiko, daß diese Kredite faul werden, ist geringer als für viele Konsumkredite im Westen.

Was diese Konferenz für Belgrad bedeutet, ist daß die Gouverneure der verschiedenen Nationalbanken, und gleichzeitig viele Präsidenten der wichtigsten europäischen Banken, und Investoren und viele andere, die im Geldwesen etwas zu sagen haben, sich in Belgrad treffen. Und das ist eine große Anerkennung für eine Stadt, die vor nur wenigen Jahren noch im Kriegszustand war.

Was es für uns bedeutet, ist daß wir "Standdienst" machen, um Information zu geben, neue Leute kennenlernen, neue Kenntnisse gewinnen. Insbesondere um über die Zentral- und Osteuropäischen Länder etwas zu lernen, die man nicht so kennt. Da gibt es zB Slowenien mit seinen zwei Millionen Einwohnern und einem 50 % höheren Bruttosozialprodukt als Serbien Montenegro mit seinen 10 Millionen. Oder über Tadjikistan, wo das Bruttosozialprodukt pro Kopf und Jahr ganze 257 US$ ist, ein Zehntel des Serbischen oder ein Hundertstel des Deutschen. Oder das letztes Jahr über drei Milliarden Auslandsinvestitionen nach Kasachstan geflossen sind, aber nur 700 Millionen nach Serbien.

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Maj am 15. jan 2006