Der Gasmann

 

 

Uraufführung: 1. Aug. 1940 im Gloria-Palast (Berlin)

Roman/Drehbuch von Heinrich Spoerl

Heinz Rühmann (Gasautomatenableser Hermann Knittel)

Anny Ondra (seine Frau Erika Knittel)

Will Dohm (Schwager Alfred)

Kurt Vespermann (Staatsanwalt)

Hans Leibelt (Verteidiger)

Charlotte Susa (Zeugin)

Ewald Wenck (Kriminalbeamter)
Helmut Weiß (Jüngling)
Gisela Schlüter (Dame mit offener Gasrechnung)
Oscar Sabo (pensionierter Polizist)
Kurt Seifert (Finanzbeamter)
Paul Bildt (Nervenarzt)

Regie: Carl Froehlich
Produktion: Tonfilm-Studio Carl Froehlich für die UFA

Der Gasautomatenableser Hermann Knittel kehrt im Zug von einem Familienbesuch zurück, als ihm ein Mann unbedingt seinen Anzug abkaufen will. Für 10000 RM wechselt der seinen Besitzer und er befindet sich mit einem Scheck in einem Schlafanzug auf einem Berliner Bahnhof. Niemand nimmt daran Anstoß, aber ist der Scheck etwas wert? 

Er will nun Anzeige erstatten und irrt durch das Ämterhaus, bis ganz hinunter in die geheimen Keller, wo man eigentlich (in dieser Zeit!) nicht sein will. Schließlich weist man ihn an die Bank - wo er das Geld ganz einfach ausgehändigt bekommt.

Nun beginnt die zweite Phase - was tun? Erst gibt er einem armen Schneider etwas davon, dann zupft er sich vorsichtig 50 RM, um einmal etwas zu erleben in der Weltstadt Berlin - und schließlich wird das ganze heimliche Leben eine Bedrohung seiner Ehe. Das kann er zwar wieder bereinigen, aber nun genießt seine Frau den unerwarteten Reichtum, was wieder die Nachbarn neidisch werden läßt und die Behörden auf den Plan ruft.

Woher hat ein kleiner Beamter so viel Geld? Das Auge des Gesetzes wirft strenge Blicke und die Schlinge zieht sich immer mehr zu - wurde da nur Einkommen nicht versteuert oder gar Geld gestohlen? Nur der geheimnisvolle Käufer des Schlafanzuges könnte noch helfen. Der kommt nicht, aber eine elegante Dame, die mit am Ursprung des Problems beteiligt war.

 

Ein heiterer Film, der den Traum eines kleinen Beamten, einmal reich zu sein, wahrmacht, und die verhängnisvollen Konsequenzen daraus vorführt.

Dieser Film sticht von anderen durch seine Verbindungen zur Nazizeit heraus, die ansonsten strikt vermieden wurden: Rühmann verirrt sich in die Ariernachweisstelle, eine Dame bedroht ihn mit ihrem Vetter "der in der Partei ist". Rühmann liest die NS-Zeitung "Der Angriff", seine Frau sagt "Tu doch die dumme Zeitung weg". Und als zwei Herren in langen Trenchcoats ihre Ausweise zeigen wollen, antwortet er "na, lassen Se mal stecken, meine Herren. Wenn's so früh läutet, dann weiß man ja, daß es nicht der Briefträger ist". Und es wird auf eine lustige Art die Macht der Behörden gezeigt: die Keller, in denen 'geheime' Polizisten verhören; der Eifer der Beamten, die eine legale Transaktion sofort gegen den gutgläubigen Bürger umkehren; das Mißtrauen des Staates gegenüber jeglicher Bereicherung seiner Untertanen und seine vielfältigen Möglichkeiten, daran teilzuhaben.

Ein solcher Film ist vielleicht zu Unrecht wenig bekannt. Hinter der lustigen Fassade stecken manche Körnchen, die den Machthabern bei ein wenig Nachdenken das Lachen vielleicht im Halse hätten stecken lassen können. In einer solchen Zeit hat er auch Mut gebraucht - oder war er bewußt als Ventil gedacht?

 

Ursprünglich sollte Fita Benkhoff die Rolle der Erika Knittel spielen. "Aber da gab es im Ausland eine Meldung, die Anny Ondra sei von den Nazis umgebracht worden. Zum Beweis, daß dem nicht so war, legte man den UFA-Leuten nahe, mir sofort was anzubieten". 

 

aus Heinz Rühmanns Erinnerungen über diesen Film:

Dieser Film ist auch der einzige, in dem er "Heil Hitler" sagte, und zwar in der erwähnten Szene, wo die Dame mit dem Vetter in der Partei drohte: er antwortete darauf "na denn Heil Hitler!" Das hatte aber bei den ersten Aufführungen einen derartigen Heiterkeitsausbruch zur Folge, daß diese Szene auf Befehl von Rodulf Heß herausgeschnitten und durch eine Nachvertonung in "na der hats nötig" umgewandelt wurde.

Als Quelle diente Heinz Rühmanns Erinnerungen "Das war's", erschienen im Ullstein-Verlag 1982 sowie "Ein guter Freund" von Torsten Körner, erschienen 2001 im Aufbau-Verlag

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