Die Filme der Comedia

Nach dem zweiten Weltkrieg startete Heinz Rühmann seine eigene Filmfirma, die Comedia. Der Januskopf war ihr Symbol. Die Firma ging in 1950 in Konkurs, Heinz Rühmann zahlte noch jahrelang die Schulden zurück.

Die kupferne Hochzeit

Uraufführung: 15. Dezember 1948 im Gloria-Palast (Berlin)

Hertha Feiler (Mette Zietemann)
Peter Pasetti (Per)
Sibylle von Gymnich (Inge)
Hans Nielsen (Otto)
Hilde Classen (Hedwig)
Bum Krüger (Georg)
Erich Ponto (Lehrer)
Albert Florath (Herr Zietemann)
Margarete Haagen (Frl. Truelsen)
Georg Vogelsang (Jeschke)
Christa Berndl (Susi)

Regie: Heinz Rühmann
Produktion: Comedia

In der Gärtnerei Zietemann feiert man dreifache Hochzeit: Die Schulkameraden Mette und Per, Inge und Otto, Hedwig und Georg bilden die glücklichen Paare. Derweil sitzt im alten Schulhaus der alte Lehrer der Frischvermählten am Bett seiner todkranken Frau, mit der er 50 Jahre lang glücklich verheiratet war. Als sie stirbt, geben sich die drei Paare das Versprechen, in ihrem Andenken gemeinsam ihre kupferne Hochzeit zu feiern. Vater Zietemann verläßt die Hochzeit, um seine Söhne in Amerika zu besuchen.

Sieben Jahre später kommen sie wieder zusammen. Zwischen Per und Mette gibt es Krach, den Mette ist (berechtigt?) eifersüchtig. Inge und Otto bilden nur nach außen noch ein Paar, und Georg steht völlig unter dem Pantoffel seiner Frau. Am Vorabend erreicht Sie ein Brief Ihres alten Lehrers, der bereits verstorben ist: Die kupferne Hochzeit ist der entscheidende Punkt, ob und wie die Ehe weitergeht.

Neuanfang: Dieses Wort steht groß über diesem Film geschrieben. Neuanfang des deutschen Filmes: wo früher Klamauk herrschte, ist jetzt Tiefgang angesagt - und das mit den "alten" Schauspielern, die fast direkt aus der Feuerzangenbowle und anderen Filmen herübergekommen sind. Neuanfang - auch für die verfahrenen Ehesituationen, dreimal verschieden, dreimal in Not, aber nicht aussichtslos. Neuanfang - für Deutschland, wo man auch im Film mangels Autos mit dem Pferdewagen fährt und die Kriegsfolgen durch eine Verlegung der Szene aufs Land zwar vertuscht, aber nicht zum Verschwinden gebracht werden.

 

 

Berliner Ballade

Uraufführung: 31. Dezember 1948

nach der Kabarett-Revue "Schwarzer Jahrmarkt" von Günter Neumann

Gert Fröbe (Otto Normalverbraucher)
Aribert Wäscher (Anton Zeithammer)
Tatjana Sais (Ida Holle)
Ute Sielisch (Eva Wandel, Bauerin)
O. E. Hasse (Reaktionär)
Werner Oelschläger (Raisonneur)
Hans Deppe (Emil Lemke)
Erwin Biegel (Herr vom Bezirksamt)
Karl Schönböck (Rundfunkreporter)
Eduard Wenk (Vorarbeiter)
Herbert Hübner (Herr Bollmann, politischer Redner)
Erich Dunskus (Postler)
Valy Arnheim (amerikanischer Politiker)
Clemens Hasse (Harasterer)
Herbert Weissbach (Kunde der Amorzentrale)
Rita Paul (Sängerin der Torero-Bar)
Marianne Prenzel (Mädchen im Park)
Brigitte Mira (1. Dirne)
Ruth Zillger (2. Dirne)
Georgia Lind (3. Dirne)
Jeanette Brons (4. Dirne)
Herwart Grosse (Dr. Köppchen)
Alfred Parpart (Modegeschäftsinhaber Wellmann)
Kurt Weitkamp (1. Einbrecher)
Franz-Otto Krüger (2. Einbrecher)
Otto Matthiers (Kellner in der Konditorei)
Franziska Dörr (Schwarzhändlerin mit Zwiebeln)
Reinhold Bernt (Ottos unbekannter Freund)
Karl Schönböck (Rundfunkreporter)
Eduard Wenck (Vorarbeiter)
Max Paetz (BEWAG-Kontrolleur)
Herbert Hübner (Bollmann)
Alfred Schieske (Schneidewind)
Walter Strasen (Hausbewohner)
Georg August Koch (Stabsarzt)
Theodor Vogler (Finanzsachbearbeiter)
Alfred Beierle (Frackverleiher
Eva Bodden (Mädchen)
Siegfried Dornbusch (junger Mann)
Gunhild Schwinning (seine Freundin)
Alexander Welbat (Brilliantenschieber)
Hans Kurt Müller (Brilliantenschieber)
Erik von Loewis (Franzose)
Michael Symo (Südländer)
Werner Völger (Sachse)
Lilo Nowka (Tänzerin)
Sigrid Logan (Tänzerin)
Lilo Herbeth (Tänzerin)
Ursula Müller (Tänzerin)
Franz Pollandt (1. bayrischer Beamter)
Walter Schramm (2. bayrischer Beamter)
Edgar Pauly (Berliner Beamter)
Walter Bechmann (Berliner Beamter)
Kurt Getke (Berliner Beamter)
Ilse Trautschold (Lebensmittelverkäuferin)
Walter Bluhm (westlicher U-Bahn-Fahrer)
Karl Hannemann (Östlicher U-Bahn-Fahrer)
Hugo Kalthoff (Beamter in der Straßenbahn)
Hans Schiller (Arbeiter in der Straßenbahn)
Helmut Heyne (Schaffner)
Frank Arlett (Kellner)
Jo Wiedenhäupt (Kollege des Kuchenfräuleins)
Alfred Maack (Vater)
Erich Dunskus (Portier)
Veronika Mayer (Bauernmädchen)
Auguste Frede (Kleingärtnerin)
Kurt Muskate (Passant)
Alf Kuck (Passant)
Georg Völkel (Heilsarmist)
Valz Arnheim (amerikanischer Politiker)
Albert Bessler (englischer Politiker)
Otz Tollen (französischer Politiker)
Joe Furtner (russischer Politiker)
Clemens Hasse (Hamsterer)

Sprecher: Erik Ode

Regie: Robert A. Stemmle

Produktion: Comedia

Eine Rückblick auf das Nachkriegsdeutschland, gesehen aus der Perspektive 2048 - aber in Wirklichkeit ein Rückblick des Jahres 1948 auf die vergangenen Monate:

Otto Normalverbraucher kommt aus Kriegsgefangenschaft nach Hause ins ausgebombte Berlin. Von der Küche gibt es nur mehr drei Wände. In seiner Wohnung lebt ein Schieber und eine Animierdame. Der Hunger begleitet ihn ständig. Er lebt zwischen Ruinen mit Schwarzmarkt und Essensmarken.

Er findet in einer Druckerei Arbeit, die Schilder mit dem Text "Ware noch nicht eingetroffen" herstellt. Er träumt von besseren Zeiten. Er lernt Eva Wandel kennen, seine Traumfrau.

 Langsam geht es aufwärts, aber die politische Situation verschlechtert sich. Der Ost-West-Konflikt wirft seine Schatten voraus, die Währungsreform macht Hoffnung und Angst zugleich. Zahlreiche Konferenzen bringen keine Ergebnisse.

Die Berliner Blockade beginnt. Wird es Krieg geben oder siegt die Vernunft?

 

 

aus Heinz Rühmanns Erinnerungen über diesen Film:

"Berliner Ballade", ein Kabarettfilm von Günter Neumann und R. A. Stemmle mit dem ausgemergelten Gert Fröbe als Otto Normalverbraucher, erhielt Preise und begeisterte Kritiken. Günter Groll schrieb in der "Süddeutschen Zeitung" nach der Premiere: "Langsam scheint sich der betäubte deutsche Film aus den starren Schablonen, aus eiserner Konvention und gußeisernem Pathos zu lösen." Doch die Kinos blieben leer.

aus den Erinnerungen von Gerd Fröbe

Meist hatte ich nicht einmal eine Mark in der Tasche, dafür jedoch einen Hunger, für den ,Kohldampf' eine Untertreibung war." Auch nach der Währungsreform im Juni 1948 durfte er sich nicht satt essen, denn er stand vor der Kamera: "Da musste ich meine 116 Pfund noch wochenlang halten."
Der "Otto Normalverbraucher" hat sich als Redenswendung bis heute erhalten. Das Wort "Normalverbraucher" kommt von den Lebensmittelrationen, wer nicht stillende Mutter oder Schwerarbeiter war, war nur "Normalverbraucher".
Gedreht wurde der Film in den Tempelhofstudios unter sehr schlechten Umständen, in einem blockierten Berlin, daß unter Stromsperren und Materialmangel litt.
Die Qualität dieses Filmes sind umstritten. Einige werfen ihm vor, das Spießbürgertum zum Ideal hochzuheben und jede politische Mitwirkung auszuschließen. Andere loben ihn für seine feinsinnige Darstellung der Realität. Es ist verständlich, daß damals niemand den Film sehen wollte - denn die ausgedrückten Gefühle steckten damals wohl in jedem, und er wollte sich im Kina davon ablenken und nicht noch einmal darauf hingewiesen werden. Der Film gehört heute schon allein wegen seiner Umstrittenheit in die Geschichte Nachkriegsdeutschlands, und im Rückblick ist er eine große Geschichtslektion für diese Zeit.

 

 

Martina

Uraufführung: 8. Juli 1949

Jeanette Schulze (Martina)
Cornell Borchers (Martina's Schwester)
Siegmar Schneider (Bräutigam)
Margarethe Kupfer
Albert Hehn (Donny)
Antonie Jaeckel
Werner Hinz (Prof. Rauscher)
Reinhard Kolldehoff
Kurt Vespermann
Dieter Angermann
Arno Paulsen (Kuchenreuther)

Regie: Arthur Maria Rabenalt

Produktion: Comedia

Die Geschehnisse der Nachkriegszeit werfen das Mädchen Martina aus der Bahn. Sie wird in eine Besserungsanstalt gebracht, flieht aber bald wieder. Bei ihrer Schwester, einer Nervenärztin, findet sie Unterschlupf. Dann verliebt sie sich in deren Bräutigam. Doch sie verzichtet und geht zurück in die Anstalt. Nach der Entlassung gerät sie zunächst auf die schiefe Bahn.

Quelle: Filmdatenbank

 

 

Ich mach dich glücklich

Uraufführung: 2. Dezember 1949 im Europa-Palast (Düsseldorf)

Heinz Rühmann (Reporter Peter Krüger)

Hertha Feiler (Barbara Meinert)
Karl Schönböck (ihr Verlobter Viktor)
Dorit Kreysler (Peters Verlobte Vera)
Hans Leibelt (Chefredakteur Meinert)
Fritz Kampers (Veras Vater)
Rudolf Schündler (Herr Stock)
Jochen Hauer (Herr Stöger)
Gunnar Möller (Franz)
Margarete Hagen (Frau Geheimrat)
Lotte Stein (Veras Mutter)
Harald Mannel (Chef vom Dienst)

Regie: Alexander von Szlatinay
Produktion: Comedia

Peter Krüger ist Reporter der Mittagspost, der allen Konkurrenten immer einen Schritt voraus ist, aber nie pünktlich oder mit angenähten Knöpfen im Büro sein kann. Das soll sich ändern, denn in zwei Wochen wird er heiraten.

Die Verlegerstochter Barbara hat sich in den Kopf gesetzt, zu ihrem Geburtstag einen Menschen glücklich zu machen. Der zufällig auserwählte ist Peter, der aber das überraschend angebotene Geld nicht annehmen will und darauf mit Barbaras Verlobten in Streit gerät. Und weil man die Verlegerstochter nicht beleidigt, wird Peter nicht nur nicht befördert, sondern entlassen.

Barbara will dies wieder gutmachen, aber was sie auch tut: es geht schief. Und schließlich ist Peter auch seine Verlobte los. Und weil Barbara dabei kompromittiert wurde, gibt es nur mehr eine Lösung: Peter und Barbara müssen heiraten, zum Schein natürlich nur. Bis das wahre Leben der Situation folgt ...

Die sehenswerte Szene:

Im Film (und in der Realität) bereits verheiratet müssen sich Heinz Rühmann und Herta Feiler erst näher kommen.

 

 

0 h 15, Zimmer 9

Uraufführung: 23. März 1950

Cornell Borchers
Peter Pasetti
Walter Franck
Maria Schanda
Raimund Schelcher
Roma Bahn
Alfred Beierle
ERwin Biegel
Fritz Böttger
Helmuth Helsig
Justus Ott
Ethel Reschke
Willi Rose
Arthur Schröder
Hans Ulrich
Herbert von Boxberger
Ernst Waldow

Regie: Arthur Maria Rabenalt
Produktion: Comedia

Mittels eines Sendegeräts, das der junge Hotelier Leutner auf dem Zimmer seiner Verlobten Maria studienhalber betreibt, will sich eine Fälscherbande eines unbequemen Aufpassers entledigen.

Quelle: KIM Filmdienst

 

 

Schatten über Neapel

(Amore e sangue, Camorra)

Uraufführung: 11. Mai 1951

Maria Montez (Dolores)
Massimo Serato (Beppe)
Hans Söhnker
Ernst Rotmund
Ursula Herking
Petra Peters
Otto Wernicke
Alan Curtis
Folco Lulli
Mirella Uberti
Clelia Matania

Regie: Marino Girolami, Hans Wolff
Co-Produktion: Comedia

Im Umfeld der neapolitanischen Mafia singt Dolores in einer Taverne. Sie liebt Beppe. Als dieser eine andere heiraten will, ersticht sie ihn inmitten einer Schlacht zwischen Mafia und Polizei.

Quelle: http://www.geocities.com/balamia/camorra.html

 

 

Herrliche Zeiten

Uraufführung: 26. Mai 1950

Willy Fritsch (August Schulze)
Edith Schollwer
Bruno Fritz (Kinoerklärer)
Tatjana Sais
Erik Ode

Regie: Erik Ode
Produktion: Comedia

Der Durchschnittsbürger August Schulze durchlebt die Zeit von 1900 - 1950, hängt den Versprechen der jeweiligen Machthaber blind an und ersehnt immer wieder unverdrossen "Herrliche Zeiten", die der Kaiser versprochen hat. Die satirische Zeitrevue endet vor den Ruinen des Reichstags, aber es ist fraglich, ob August Schulze diesmal seine Lektion gelernt hat.

Aus den Beständen des privaten Filmarchivs von Albert Fidelius kompiliert ist "Herrliche Zeiten" eine (film)historische Revue. Es werden u.a. Kaiser Wilhelm II, der Hauptmann von Köpenick, Graf Zeppelin, Paul von Hindenburg, Asta Nielsen, Erich Ludendorff, Winston Churchill, Gustav Stresemann, Heinrich Zille, Adele Sandrock, Benito Mussolini, Charlie Chaplin, Hans Albers, Harry Piel, Josef Stalin, Harald Lloyd, Adolf Hitler und Buster Keaton gezeigt.

"Herrliche Zeiten" war die letzte Produktion der Comedia.

Quelle: Freunde der deutschen Kinemathek

 

aus Heinz Rühmanns Erinnerungen über die Comedia:

Schuster bleib bei deinen Leisten - Meine Arbeit als Produzent

1947 stiegen Alfred Teichs und ich in einen klapprigen Adler-Junior. Wir wollten von Nord nach Süd durch Deutschland fahren, unsere versprengten Autoren und Regisseure aufsuchen, um neue Filmvorhaben zu besprechen. Filme mit neuen Themen. Immer wieder hatten in den letzten Kriegsmonaten Autoren versichert: "Wartet, bis der Spuk vorbei ist, kommt nach dem Krieg zu uns, wir haben die schönsten Sachen, die jetzt verboten sind, in der Schublade."

Klug wäre es gewesen, wieder umzukehren. Bald mußten wir erkennen, daß wir uns die Reise hätten sparen können. Wir trafen kaum Autoren, und Stoffe fanden wir schon gar nicht. Aber statt aufzugeben, .. gründeten wir die Comedia, eine OHG zur Herstellung von Filmen. Inzwischen habe ich am eigenen Leibe erfahren, was eine Offene Handelsgesellschaft für Folgen haben kann. Damals hatte ich keine Ahnung, ich war absolut unerfahren. Ein Sitz für unsre Firma genügte uns nicht, nein, sie wurde gleich in Berlin, München und Wiesbaden etabliert. Den Aufwand und die Kosten kann man sich vorstellen.

Meine damalige Frau warnte mich "Laß die Finger davon, du verstehst nichts von geschäftlichen Dingen!" Ich war vie verblendet, meine stereotype Antwort war "Damals ist viel Geld mit mir verdient worden, das kann ich jetzt selber machen." Fünf Jahre später meldeten Alf Teichs und ich Konkurs an. Wir waren mit unseren Filmen mitten in die Währungsreform und die ersten Jahre mit "richtigem" Geld geraten. Für Kinobesuche wurde wenig Geld ausgegeben. ... Lassen Sie es mich klar sagen: Wir haben die falschen Filme zur falschen Zeit gedreht. .. Satirische Geschichten über Zustände im Nachkriegsdeutschland wollte niemand sehen. .. Kein Film fand Anklang. Von unserem Firmenzeichen - einer lachenden und einer weinenden Maske - blieb schließlich nur noch die letztere übrig. Nach dem Konkurs 1952 zahlte ich bis 1959 die Hälfte meiner sämtlichen Bezüge an die Gläubiger.

Heute will ich diese Zeit nicht missen: ich habe sie gebraucht, für meine Entwicklung. Ich habe Menschen kennengelernt, wie sie sind und nicht sind. Ich bin zum Nachdenken über mich selbst gekommen und über meine Art, Theater zu spielen.

 

Als Quelle diente Heinz Rühmanns Erinnerungen "Das war's", erschienen im Ullstein-Verlag 1982.

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