Impressionen 

Januar 2006

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Geschichte einer Stadt

Subotica. Eine Provinzstadt im Norden des heutigen Serbiens, an der Grenze zu Ungarn. Im 15. Jahrhundert von Subotiæ gegründet (andere Quellen sagen, es wurde schon vorher erwähnt) wurde es eine Stadt, in der sich Serben, Türken, Ungarn, Dalmatiner, Õsterreicher, Deutsche, Bunjewanzen, Slowenen, Slowaken, Juden und Zigeuner vermischten. Von 1542 bis 1686 steht die Stadt unter türkischer Herrschaft.

Das Rathaus mit seinem Turm Die heutige Bibliothek

1743 wird die Stadt in Sancta Maria Polis, 1778 in Maria-Theresianopel umgetauft. 1848 gibt es Revolution. Die Ungarn revoltieren gegen die Habsburger - und die Serben gegen die Ungarn: sie wollen direkt als Woiwodenschaft Serbien den Habsburgern unterstellt werden. Es wird das Banat als unabhängiges Kronland gegründet, zu dem auch Teile des heutigen Rumäniens gehören. Die Bevölkerung gliedert sich in 28% Rumänen, 24% Deutsche, 23% Serben und 16% Ungarn.

Die Innenstadt hat sich kaum verändert. Es gab wenig Zerstörung - und man hatte kein Geld für Neubauten. Auch einige Straßen sind in den vergangenen hundert Jahren fast unverändert geblieben.

Mit dem österreichisch-ungarischen Ausgleich 1867 ändert sich der Name in Szabadka. Die Gegend wird Ungarn zugeschlagen, das Kronland aufgelöst. Die Ungarn verfolgen eine Magyarisierungspolitik.

Um den Bahnhof herum befinden sich lauter prächtige Gebäude, wenn sie auch heute in schlechtem Zustand sind. Wer wichtig war, Handel betrieb und viel reisen mußte, der baute sein Palais gleich neben den Bahnhof. Dieser war oft das Zentrum der Aktivitäten einer Stadt.

Subotica ist die drittgrößte Stadt Ungarns. Reiche Getreide- und Obsthändler wohnen in der Stadt. Das wundervolle, 1910 errichtete Rathaus im Jugendstilgebäude überstand das 20. Jahrhundert unbeschädigt. Besonders prunkvoll sind die im Original erhaltenen Glasfenster des Pester Meisters Max Roth. Durch die Sonne leuchten die Gemälde von Hunyadi, Rákóczi, Kossuth und natürlich das der geliebten Kaiserin Maria-Theresia.

Subotica beherbergte eine der größten jüdischen Gemeinden. Hier ließen sich auch zahlreiche ungarische Juden nieder, die bereits in den zwanziger Jahren dem Antisemitismus des neuen ungarischen Staates entkommen wollten.

 

Die Tafel am Denkmal der Opfer des Faschismus listet deutsche, ungarische und serbische Namen.

1920 ist die Stadt jugoslawisch geworden, der Name wird wieder in Subotica geändert. 1941 marschieren die Deutschen Truppen in Jugoslawien ein und die Stadt wird wieder ungarisch und heißt wieder Szabadka. 4000 Juden lebten in der Stadt - nur wenige werden überleben. 1945 übernehmen Tito und seine Truppen wieder die Stadt, sie wird wieder jugoslawisch und heißt seitdem wieder Subotica. Mit dem Einzug der Titopartisanen kommt es zu blutigen Vergeltung der Ausschreitungen unter den Ungarn. 40 000 Serben verlassen Ungarn in Richtung Vojvodina, 40 000 Ungarn verlassen die Vojvodina in die Gegenrichtung.

In einer wichtigen Stadt gab es auch immer große Schulgebäude. Auch wenn es viele neue Geschäfte gibt, so haben sich einige alte Läden gehalten.

Danach wird es etwas friedlicher, zumal die politischen Freiheiten im sozialistischen Jugoslawien größer und der Lebensstandard höher sind als im kommunistischen Ungarn. Mit dem Balkankrieg nehmen die Konflikte zwischen den Nationalitäten zu. 46000 Ungarn haben die Vojvodina verlassen, rund 300 000 leben noch dort.

Abendstimmung am Rathaus Das wohl schönste Gebäude ist heute eine Kunstgalerie.

Heute hat die Stadtregion 20 katholische, eine reformierte, eine evangelische und zwei orthodoxe Kirchen (lt. Website). Es gibt 83 ungarischsprachige Grundschulen, 29 mehrsprachige Mittelschulen, vielleicht bald wieder ein ungarisches Gymnasium. In Subotica, der fünftgrößten Stadt Serbiens, ist noch jeder dritte Einwohner Ungar.

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Akt. am 09. jan 2006