Ein Mann geht durch die Wand |
Uraufführung: 14. Okt. 1959 im Theater am Rudolfplatz (Köln) nach einer Novelle von Marcel Aymé |
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Heinz Rühmann (Buchsbaum)
Nicole Courcel (Yvonne Steiner) Regie: Ladislao
Vajda |
Herr Buchsbaum ist ein kleiner, höflicher,
netter Finanzbeamter, der von seinem Chef tyrannisiert wird. Betrübt
trifft er eines Tages seinen alten Lehrer, dessen bester Schüler er
war. Er sei nicht weitergekommen, denn er sei immer wieder gegen eine
Wand gerannt.
"Unsinn, es gibt keine Wände" sagt ihm der Lehrer. Und plötzlich bekommt er die Eigenschaft, durch die Wände zu gehen. Er kann sich an seinem Chef rächen und spielt Supermann, der Safes ausraubt und auch einfach wieder aus dem Gefängnis herausspaziert. Und er erwirbt sich die Liebe seiner Nachbarin und deren Kindes. Aber es dauert, bis er die Erkenntnis erwirbt, daß diese ihn um ihn selbst willen - und um nicht seine Wunderfähigkeit wegen liebt. Da verliert er seine Fähigkeit wieder, aber gewinnt die Anerkennung im Beruf und die Frau seines Herzens. |
aus Heinz Rühmanns Erinnerungen über diesen Film:
Auch ein leiser Film entstand: "Ein Mann geht durch die Wand". Es war mein Wunsch, diesen Stoff zu realisieren. Er spielte nicht einmal seine Herstellungskosten ein. Kurt Ulrich (der Produzent) hat mich das nie spüren lassen.
Der Regisseur hat vieles bildhaft aufgelöst. Als ich den Film später wiedersah, viel mir auf, welch starken Anteil die Musik an seiner Wirkung hat. Die vielen stummen Passagen, die Herr Buchsbaum mit seiner Fähigkeit, durch die Wände zu gehen, durchwandert, fordern den Komponisten geradezu heraus, in Musik umzusetzen, was der Held, nachdem er seine ungewöhnliche Fähigkeit entdeckt hat, empfindet: Erstaunen, Betroffenheit, aber auch Stolz über diese einmalige Gabe. Franz Grothe hat das alles mit großem Einfühlungsvermögen musikalisch ausgedrückt. Es wirkt wie durchkomponiert.
Eine schöne Aufgabe für einen Schauspieler, etwas auszudrücken, was keiner von uns kann: durch Wände gehen. Ich erinnere mich, wie Vadja vor einer schwierigen Aufnahme zu mir sagte: "Ja, nun muß ich sie allein lassen, jetzt kommen Sie als Schauspieler an jene Grenze, die uns anderen verschlossen ist. Ich rekapituliere kurz, was bisher geschehen ist: In ihrer Küche war Kurzschluß, sie wollten den Hausmeister holen, tapsen im Dunkeln durch ihre Zimmer, finden die Wohnungstür nicht und stehen plötzlich im Treppenhaus. Ratlosigkeit bei ihnen, bis sie erkennen: sie können durch Wände gehen! Und diese Großaufnahme möchte ich jetzt von ihnen machen."
Ich bat, nicht lange zu probieren, sondern gleich zu drehen. Ich fühlte wieder dieses Alleinsein, allein mit mir und meiner Phantasie, ich bin dann sehr einsam. Ich versuchte, all das zu spielen, was mich bewegte, vor allem auch die Angst, die Herrn Buchsbaum überkommt, denn er mochte gar nicht durch Mauern gehen können. Er ist ein kleiner, gradliniger Mensch, und die Gabe verwirrt ihn. Ich war sehr glücklich bei diesen Aufnahmen, und mich störten auch die starken Kopfschmerzen nicht, die sich oft bei mir einstellten, wenn ich schwierige Szenen zu spielen habe.
Zur Premiere war Peter (Rühmann, Sohn von Heinz Rühmann) in der Nachmittagsvorstellung. Als er nach Hause kam, fragte ich ihn, wie denn die Vorstellung besucht war. Peters Antwort war die eines Sohnes, der seinem Vater nicht weh tun will: "Paps, es war sehr schlecht ausverkauft".
Als Quelle diente Heinz Rühmanns Erinnerungen "Das war's", erschienen im Ullstein-Verlag 1982.