Der brave Sünder

 

 

Uraufführung: 16. Okt. 1931 im Lichtspieltheater (München)

Heinz Rühmann (Wittek)

Max Pallenberg (Leopold Pichler)

Ekkehard Arendt (Direktor Max von Härtl)
Fritz Grünbaum (Klapka)

Josefine Dora (Ludmilla Pichler)
Dolly Haas (Hedwig Pichler)
Peter Wolff (Karl Pichler)

Louis Ralph (Krull)
Julius Brandt (Geschäftsführer)
Rose Pointexter (Tänzerin Kiddy)

Regie: Fritz Kortner
Buch: Alfred Polgar
Fritz Kortner
Musik: Nikolaus Brodszky
Produktion: Allianz-Tonfilm

Hauptkassierer Leopold Pichler ist ein strenger Familienvater und prinzipientreuer Mann. Leider hat es zuhause einen kleinen Krach gegeben, Geld wurde zum Fenster hinausgeschmissen und außerdem hat er sein Butterbrot vergessen. Die Tochter Hedwig - in den Kassierer Wittek verliebt - bringt dieses zwar nach, doch der Vater läßt keine Privatangelegenheiten im Büro zu und weist Sie zurück.

Begleitet von Wittek geht er an einem regnerischen Samstag auf die Bank, um die fehlenden 8 000 Schillinge zu holen, die der Direktor der INTRAG,  Baron Max von Härtl nach Wien mitnehmen will. Doch zu spät, der Direktor ist bereits abgereist, und so machen Sie sich auf den Weg nach Wien, denn "auf Pichler ist Verlaß!" 

In der "Engelbar" auf den Direktor wartend, geraten die beiden Herren ins Wiener Nachtleben und wachen mit einem Kater und 1000 Schilling weniger im Bett der Revuetänzerin Kiddy auf. Da schlägt ein freundlicher Herr Krull einen Casinobesuch vor, der weitere 6000 Schilling kostet. Tief verstört machen sich die beiden zu Fuß auf den Weg nach Hause - wo sie auf einer Polizeistation erfahren, daß sich ihr Herr Direktor gleich mit dem ganzen Geld aus dem Staub gemacht hat - ein höherer hat die Schuld auf sich genommen. 

Einzig unberührt von dem ganzen Chaos bleibt der Bürodiener Klapka, der sogar sein Bier weitertrinkt, wenn er dem Herrn Direktor in den Mantel hilft. Er konstatiert, daß die INTRAG nun eine "beschränkte Gesellschaft mit Verhaftung" ist und läßt sich von nichts aus der Ruhe bringen. Aber so wird der verläßliche Pichler, dem nicht einmal seine Frau zutraut, daß er etwas anstellen könnte, provisorischer Direktor, und Wittek bekommt seine Hedwig. 

Der Film ist eine interessante deutsch-österreichische Mischung: er spielt in Österreich, aber wenn einige auch den entsprechenden Tonfall haben, trifft das schon auf andere Familienmitglieder überhaupt nicht zu! (Und den Adelstitel durfte man damals in Österreich unter Strafandrohung nicht öffentlich tragen.)

Die wirtschaftlichen Zustände dürften wohl in beiden Ländern dieselben sein, auch wenn man die Anspielungen in Österreich besser versteht: So erklärt Max Pallenberg, daß man Geld natürlich nicht zuhause im Strumpf aufhebt, sondern sicher bei der Bank anlegen soll: dann geht der Bankdirektor die ganze Zeit auf seinem Schreibtisch auf und ab und überlegt sich, wie er das Geld des Angestellten Wittek vermehren soll! (Zahlreiche Banken waren zu dieser Zeit gerade Pleite gegangen, und der Kontrast zwischen den einfachen Angestellten und den großen Spekulanten ist sicher real dargestellt).

Heinz Rühmann spielt in diesem Film eindeutig die zweite Rolle, denn an Max Pallenberg kommt er hier bei weitem nicht heran. Mimisch, sprachlich und schauspielerisch dominiert dieser den Film. Auch wenn die Handlung banal erscheint, so ist der Film von einer Fülle ironischer kleiner Szenen gefüllt, die ihn bei weitem sehenswert machen, ohne zur Klamotte zu werden.

 

Die sehenswerte Szene:

Max Pallenberg jagt im strömenden Regen hinter seinem Hut her.

 

Das beachtenswerte Zitat (von Max Pallenberg):

Wo wir sind, ist Büro. Büro ist kein Lokal. Büro ist ein geistiger Zustand.