Die Hindenburg-Brücke

 

1900 gab es eine Diskussions-Vorlage des Planes zum Bau einer Rheinbrücke zwischen Bingen und Rüdesheim durch den zuständigen preußschen Minister (entspricht dem heutigen Verkehrsminister) im preußischen Abgeordnetenhaus.
Der Bau erfolgte vorwiegend aufgrund militärstrategischer Erwägungen. Im Rahmen des Schlieffenplans sollte die Hindenburgbrücke die Verbindung von Rechter Rheinstrecke und Nahetalbahn sicherstellen. Sie war damit Teil einer "Brückenfamilie" aus drei ähnlichen Eisenbahnbrücken über den Rhein, neben Bingen bei Urmitz und die später weltberühmt gewordene Brücke bei Remagen.

Die Bauarbeiten für die Hindenburgbrücke begannen 1913 als erste der drei Brücken.

Nicht nur ihre Länge von insgesamt 1 175 Metern erschien imposant, auch die vollständig aus Eisen und Stahl gefertigte, hohe Bogenbrückenkonstruktion mit ihrer unten liegenden Fahrbahn prägte das wuchtige Erscheinungsbild der Hindenburgbrücke. Die Brücke überquerte den Rheines in einer Breite von etwa 900 m. Sie bestand im Vorland aus Gewölbereihenbrücken sowie im Strombereich aus einer 741 Meter langen Stahlbrücke. Diese setzte sich aus zwei Bogenbrückenkonstruktionen und fünf Parallelfachwerkträgern mit jeweils untenliegender Fahrbahn zusammen. Die Bogenträger mit Zugband wiesen mit je 169,4 Metern eine für die damalige Zeit ungewöhnlich hohe Stützweite auf, die Fachwerkträger hatten Spannweiten von einmal 94,2 Meter und viermal 77,0 Meter.Sie war gelagert auf 18 Pfeilern, davon trugen 8 Basaltpfeiler die komplett aus Eisen und Stahl gefertigte Bogenbrückenkonstruktion. An den Landseiten wurden für Lager und Auffahrrampen weitere 12 Flutpfeiler montiert. Die Gesamtbreite der Brücke: 12 m (einschl. je eines beidseitigen Fussweges); 2 Gleisanlagen benötigten eine Breite von 7 m. Ungefähr 300 ausländische Arbeiter (zahlreiche italienischer Abstammung) waren am Bau der Brücke, hauptsächlich bei Erdarbeiten mit beschäftigt. Einige siedelten sich in den angrenzenden Gemeinden Kempten und Gaulsheim an.
Ohne Ehrengäste, ohne Zeremonie oder Zerschneiden eines roten Bandes fand am 16. August 1915 die Einweihung der Brücke statt. Später sollte die Brücke nach Feldmarschall Paul von Hindenburg, dem späteren Reichspräsidenten,  benannt werden, die Brücke bei Remagen nach Ludendorff und die Brücke bei Urmitz nach dem Kronprinzen, alle waren Heeresführer des ersten Weltkrieges.

Der zivile Zugsverkehr war sehr gering. Daher hatten ab dem 8. Oktober 1920 schließlich auch private Fuhrwerke und Fahrzeuge die Möglichkeit, den Rhein an dieser Stelle zu queren. Holzbohlen waren zu diesem Zwecke zwischen den Schienen verlegt worden. Teure vier Reichsmark (in heutiger Kaufkraft: 40 €) kostete die Passage der Hindenburgbrücke zu dieser Zeit. Bei den seltenen Zugfahrten wurde sie für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrt.

Zwischen der Reichsbahn und Binger Schiffern kam es zu einem Streit, ob die Beförderung durch Boote die Fährrechte der Bahn verletze. 1926 kam es zu einem Prozeß vor dem Schiffahrtsgericht Rüdesheim, die angeklagten Schiffer wurden freigesprochen. 1927 mußte der Reichsaußenminister Stresemann beim Überqueren der Brücke bezahlen. Da es ein Reichsgesetz gab, daß Brückenzoll untersagte, wurde die Sache dem Ministerium übergeben. Die Verhandlungen zogen sich bis 1930 hin. Die Deutschen Reichsbahn wollte die Brücke allein von 4 bis 21 Uhr für den Fahrzeugverkehr öffnen. Schließlich sperrte die Bahn den Straßenverkehr vom 1. August 1930 an komplett aus.

Während des Zweiten Weltkriegs war die Brücke mehrfach das Ziel von Luftangriffen. Am 13. Januar 1945 wurde dabei die Vorbrücke zerstört. Die endgültige Zerstörung der Hindenburgbrücke erfolgte um den 15. März 1945 durch Pioniere der Wehrmacht, die damit das Vorrücken der amerikanischen Streitkräfte behindern wollten.

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