Rheinsagen: Die sieben Jungfrauen

 

In dem Schloß Schönburg am Rhein bei Oberwesel sollen einmal sieben Jungfrauen gelebt haben, die alle sehr schön waren. Immer wieder kamen Männer und wollten sie heiraten, doch sie wiesen alle ab. Da wurden sie zur Strafe in Steine verwandelt, die bis heute im Rhein liegen und bei niedrigem Wasserstand gesehen werden können.

Von dieser Sage gibt es zahlreiche Varianten:
  • In einer beobachtet ein Ritter die Jungfrauen, wie sie nachts im Rhein nackt baden, und zur Strafe werden sie in Steine verwandelt.
  • In einer anderen Variante wollten mehrere Ritter sie zwingen, zu heiraten. Doch statt den Jungfrauen fanden sie nur häßliche Bilder von ihnen, die Jungfrauen waren selber über den Rhein geflohen.
  • In wieder einer anderen Variante waren die Jungfrauen keine Menschen, sondern Töchter der Frau Ley, der Rheinkönigin, die über dem Wasser leben durften aber sich dafür mit keinem irdischen verbinden durften. Doch da sie die Ritter zum Narren gehalten hatte, verwünschte Frau Ley die Töchter so daß sie als Fels im Strom ruhen müssen.
Gemeinsam ist allen Varianten die Mahnung an schöne junge Mädchen: seid nicht hartherzig zu den Männern! Die rheinische Lebenslust zeigt, daß diese Mahnung nicht umsonst war.
 
Bei Niklas Vogt liest sich die Sage so:
Die sieben Jungfrauen bei Wesel

Da, wo bei Oberwesel sich der Rhein in den finstern Gebirgsschlund krümmt, liegen über und unter seinem Wasser sieben größere und kleinere Felsenstüke. Sie sollen ehemals sieben Jungfrauen gewesen seyn, welche eben so schön als spröde waren. Die Ritter in der Nähe und Ferne kamen zu ihrem Schlosse Schönberg bei Wesel. Sie härmten sich und quälten sich von Liebe entbrannt; aber keinem konnte es gelingen, das Herz einer davon zu rühren. Da wurde über sie das Urtheil gesprochen, daß sie so lange als Felsen in dem Rhein liegen sollten, bis sie ein Fürst heraustragen und von ihnen eine Kirche bauen würde. Bei stillem Wetter und dem Rieseln des Flusses will man sie zuweilen klagen hören; aber bis izt hat sich noch nicht der Fürst gefunden, welcher sie erlösen wollte.

 

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