August von Kageneck: Frankreich 1940

 

August von Kageneck, Sohn eines Adjutanten des Kaisers Wilhelm II, wird 1939 mit 17 Jahren Soldat. Am 17 Juli 1940 erreicht er seine in Frankreich stationierte Einheit.

Soll ich über die folgenden drei Monate Besatzungszeit schweigen, oder vielmehr zugeben, daß ich kaum in diesem verlorenen Nest in der Brie angekommen meine Liebe zu Frankreich fand? Ich war 17. Soll ich zugeben daß diese drei Monate meine schönsten Kriegserinnerungen sind? Ich bin sicher, daß zehntausende meiner Landsleute, die das Schicksal des Krieges gezwungen hat, mehrere Monate in Frankreich zu verbringen, dasselbe gestehen würden.
Und liegen nicht in dieser Erfahrung zahlreicher Deutscher, wie auch derer von Millionen Franzosen, Besatzern oder Gefangenen auf der anderen Seite des Rheins, die tiefen und versteckten Wurzeln des Wunders der Versöhnung zwischen den beiden Völkern? Ich glaube es, trotz der Greueltaten die in den Städten geschehen sind und selbst wenn dies eine Lästerung an den Opfern des französischen Widerstandes ist.
Diese beiden Völker hätten sich enger kennenlernen, sich vermischen, sich besser beobachten sollen ohne die tragischen Jahre, die im Verlauf der Siege und Niederlagen Millionen ihrer Söhne bewegt haben.
Der ehemalige Minister Christian Pineau schrieb mir bezüglich seiner Kriegserinnerungen: Ich wollte objektiv bleiben - was nicht leicht war - und versuchen aufzuzeigen daß man niemals ein Volk mit seinem Tyrannen an einem bestimmten Zeitpunkt verwechseln sollte. Er hat drei Jahre in Gefängnissen und Lagern verbracht, aber sein Buch "Die reine Wahrheit" enthält keine Spur des Hasses gegenüber dem deutschen Volk. 

August von Kageneck wurde 1956 Korrespondent in Paris. Sein Buch erschien 1968 unter dem Titel "Leutnant unterm Totenkopf" und 1994 in französisch unter dem Titel "Panzerleutnant".

 

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