Die Teufel in der Binger Basilika

 

Als vor vielen Jahrhunderten die Basilika gebaut wurde, waren viele Bauleute aus der ganzen Gegend zusammengerufen worden, um diese riesige Kirche zu bauen. Und die Binger Chorherren trieben sie an, denn sie wollten den Bau vor dem Winter, und zwar bis zum St. Martinsfest, einweihen. Und sie versprachen dem Oberbaumeister eine schöne Prämie: auf Ewigkeit für ihn und seine Familie jedes Jahr ein Faß Wein.

Aber der Bau wollte nicht fertigwerden, denn jedes Mal wenn die Bauleute Pfeiler hochgezogen hatten um das Gewölbe fertig zu stellen, brach das Ganze in der Nacht wieder ein. Das geht wirklich mit dem Teufel zu, sagte sich der Oberbaumeister, und er legte sich in der Nacht auf die Lauer, um zu sehen, was dort geschah. Und tatsächlich, um Mitternacht konnte er im Mondschein einen kleinen Teufel sehen, der in dem Steingerippe mit einem Schädel Fußball spielte und einmal diesen, einmal jenen Pfeiler anschoß und umstieß. Die Steine prasselten nur so auf den Boden. He, rief der Meister ganz erzürnt, hör er auf damit! Aber der Teufel kicherte nur. So fang mich doch, rief er zu dem Oberbaumeister herunter.

Da verlegte sich der Meister aufs Bitten. Aber durch kein Betteln ließ sich der Teufel von seinem Spiel abbringen, und schon war fast die ganze Tagesarbeit wieder zerstört. So hör doch endlich auf, rief der Oberbaumeister, Du kannst alles von mir haben, was Du willst!

Alles? fragte da das Teufelchen. So will ich jedes Faß Wein haben, welches die Chorherren dir versprochen haben. Ich werde es immer während der Messe ausschenken, damit die die Sänger und Musiker ein wenig fröhlich sind und recht laut krakeelen! Und er ließ sich durch nichts mehr von dieser teuflischen Idee abbringen: er kannte ja die Binger, die nie zu einem Schoppen nein sagen konnten; noch dazu, wenn er gratis war.

Da habe ich ja was schönes angerichtet, dachte der Oberbaumeister. Aber den Basilikabau nicht fertig zu bringen, das wäre auch eine Schande gewesen. Doch er war als Binger Bub mit einem gewissen Witz aufgewachsen. Das soll schon recht sein, sagte er zu dem Teufelchen. Und damit Du das Faß und die Kirchgänger gut sehen kannst. so will ich Dir oben auf dem Pfeiler einen kleinen Sitz bauen! Und er nahm etwas Mörtel und ein paar Steine, und mauerte einen kleinen Schemel an einen Pfeiler im Barbarabau. Komm doch mal her und nimm Maß! sagte er zu dem Teufel, siehst du hier auch gut? Und der Teufel kam tatsächlich und nahm Maß. Aber der Meister hatte den Mörtel mit etwas Weihwasser angerührt, und da blieb er auf dem Stein kleben. Und schnell mauerte der Baumeister den Pfeiler weiter, so daß der Teufel eingemauert wurde und seitdem den Pfeiler im Barbarabau mittragen muß.

Bis heute kann man ihn noch dort sitzen sehen.

Der Basilikabau ging nun schnell voran, kein anderer Teufel traute sich noch in die Nähe des Baues und alles wurde solide fertiggebaut. Nur das Teufelchen sitzt immer noch oben auf dem Pfeiler und schaut auf die Gläubigen herunter. Wein verteilt er keinen während der Messe, und der Gesang der Gläubigen und die Musik der Kirchenmusik ist ordentlich und fromm geblieben. Aber manchmal, wenn der Pfarrer nicht so gut predigt, dann kommt dem einen oder anderen Kirchgeher durch seinen Einfluß der Gedanke an einen guten Schoppen.

Daher hat man, als einige Zeit später das Rochusfest eingeführt wurde, wo auf die Gläubigen nach der Messe ein ordentlicher Schluck wartet, dieses ganz weit weg von der Basilika gelegt, damit der Teufel dort keinen schlechten Einfluß mehr ausüben kann.

(c) Johannes Heidecker

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