Kommunikationsdienste im Gesamtzusammenhang der Kultur

Kommunikationsdienste sind ein Ergebnis menschlicher Kultur. An ihrem Vorhandensein und ihrer Funktion läßt sich der Stand der Infrastruktur der jeweiligen Kultur messen. Kommunikationsdienste standen immer im Brennpunkt der Interessen der Verantwortlichen aus Staat und Wirtschaft, sie sind notwendige Instrumente zur Entscheidungsfindung und Willensdurchsetzung. Dies beginnt mit den Staffelläufern der Antike über die Römerstraßen mit berittenen Kurieren, die Rauchzeichen der Indianer, den optischen Telegrafen Napoleons über die Telegrafenmasten und das Telefonsystem bis zur heutigen Satellitenkommunikation und Glasfaserbreitbandkabel.

Kommunikationsdienste sind aber mehr als technische Einrichtungen. Begrenzte Kapazitäten, Abwägungen zwischen Geschwindigkeit, Form sowie Sicherheit sind sehr alte Probleme. Schon die Staffelläufer trugen verschlüsselte Nachrichten, falls die Botschaft in Feindeshand fallen sollte. Die Entscheidung, einen berittenen Boten etwas ausrichten zu lassen oder lieber im Ochsenkarren eine ausführliche Steintafel in eine Stadt zu schicken und aufstellen zu lassen, hat die Verantwortlichen in Mesopotamien vor 3000 Jahren bereits bewegt. Verbesserungen in den Kommunikationsdiensten haben auch zu anderen Anwendungen geführt, die in den ursprünglichen Planungen nicht vorgesehen waren. So hat das aus militärischen Gesichtspunkten angelegte römische Straßennetz zu einem Aufschwung des Handels, aber auch zur Verbreitung des christlichen Glaubens beigetragen. In der jüngsten Vergangenheit gibt es ebensolche Beispiele: Die Märzunruhen in der Volksrepublik China 1989 wurden durch die Verfügbarkeit von FAX-Geräten bei streikenden Studenten stark unterstützt. Und zu den ersten Planungen in Richtung einer Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten gehörte der Anfang 1990 vorliegende Aufbauplan einer Fernmeldestruktur im Gebiet der DDR.

Dieser historische Exkurs soll ein Versuch sein, den Gesamtkontext herzustellen:

 

Kommunikationsdienste sind ein Ausdruck der Kultur. Ihre Entwicklung beseitigt nicht nur vorhandene Schwachstellen, sie verändert die Gesellschaft als Ganzes.

 

 

Gleichzeitig sollen aber auch die Probleme in einen Zusammenhang gestellt werden:

 

Kommunikationsverhalten ist tradiert und internalisiert. Mit der Veränderung der Kommunikationsdienste muß auch eine Veränderung des Kommunikationsverhaltens einhergehen, um eine Optimierung zu erreichen.

 

 

Die Probleme der Kommunikationsdienste sind nicht neu. Es müssen mit den Veränderungen der technischen Gegebenheiten neue Antworten auf alte Fragen gefunden werden.

Beispiele für einen Änderungsbedarf von tradiertem Kommunikationsverhalten kann beispielsweise beim Telefonieren gesehen werden: Anstelle des bisherigen Ablaufes Wählen - Auf Teilnehmer warten - Kommunizieren kommt es durch die Verbreitung von Electronic Mail-Systemen, Telefax-Geräten, Voicemail, Videokonferenz und ISDN-Verbindungen zu einem Ersatz der mündlichen durch elektronische oder schriftliche Kommunikation oder zu einer Änderung, indem zusätzliche Dienste in Anspruch genommen werden. Die Änderung der technischen Gegebenheiten werfen Fragen erneut auf, z.B.: "Welcher Kommunikationsdienst erreicht den Partner am schnellsten?" "Wer soll Zugang zu Kommunikationsdiensten haben?" "Wie sieht dieser Zugang unter dem Aspekt veränderter Kosten aus?"