Als das römische Reich nach Norden drängte, traf es auf die Kelten, die hier das Königreich Noricum etabliert hatten. Römer und Kelten kamen zunächst gut aus, man betrieb Handel. Die Kelten exportierten Salz, und über die Bernsteinstraße kam der begehrte Bernstein aus dem Ostseegebiet und wurde ebenfalls in das römische Reich weitertransportiert.

Ca. 15 vor Christus eroberten die Römer schließlich Noricum. Es blieb nur mehr nominell unabhängig. Die Donau wurde die Grenze zu den germanischen Stämmen. Kastelle und Grenzwälle wurden errichtet. Eines der wichtigsten Kastelle war Carnuntum.

Um Carnuntum abzusichern wurde um das Jahr 50 ein mit Erdwällen abgesichertes Lager bei Vindobona angelegt, Ort einer keltischen Siedlung. Später baute man es zu einem Kastell aus und verlegte die XIII. Legion hierher.

Das Kastell wurde ungefähr vom Salzgries, der tiefen Gasse, der Naglergasse/Graben und der Seitenstettengasse begrenzt.

Die Mauern waren 2 - 3 Meter dick und ruhten auf Steinfundamenten, Reste davon hielten bis ins Mittelalter. Bis zu 8000 Mann lagen im Kastell stationiert.

Die Zivilstadt lag ungefähr beim Aspangbahnhof. Die Römer benötigten viele Waren, und der Handel ging weiter. Auch Veteranen siedelten sich hier an.

Die Römer hatten zahlreiche junge Kelten rekrutiert und in entfernte Militärlager abgeschoben - eine bewährte Taktik zur Aufrechterhaltung der Ordnung. In Vindobona amüsierten sich die Soldaten - aus dem Wort canabae (Schenke) entwickelte sich das deutsche Wort Kneipe.

Einige Jahre lebte der römische Kaiser Marc Aurel in Wien - angeblich auch der guten Luft wegen, denn vom Wienerwald weht immer ein leichter Wind. Er verfaßte hier wohl seine philosophischen Erinnerungen. Seine Gattin Faustina war weniger philosophisch eingestellt, und man weiß nicht, wer Vater der Tochter Lucilla war. Marc Aurel starb am 17. März 180 in Vindobona.

193 wurde Lucius Septimus Severus von seinen Legionären in Carnuntum zum römischen Kaiser ausgerufen. Er gestattete ihnen dafür, mit römischen oder keltischen Frauen halblegal zusammenzuwohnen. Als Focariae waren dies keine richtigen Ehefrauen, aber sie bereiteten den Legionären ein Heim.

Der Völkerwanderung waren die Römer nicht mehr gewachsen. Carnuntum wurde erobert und komplett vernichtet. Vindobona wurde zerstört, aber die Stadt bestand weiter. Quaden, Sarmaten, Vandalen, Alanen und schließlich die Hunnen unter Attila kamen auf Wien zu. Attila wurde die Stadt kampflos übergeben. Dann kamen die Langobarden, die Awaren.. Es gibt keine Zeugnisse über Wien aus dieser Zeit. Erst um 881 wird im Zusammenhang mit den Ungarnkämpfen ein Ort Wenia erwähnt. Erst 1137 wurde er wieder als Stadt unter den Babenbergern erwähnt.

Tannhäuser, einer der bekanntesten Minnesänger des Mittelalters, lebte lange in Wien. Er sang im französischen Stil vor den Frauen und wurde wohl gut belohnt, denn er hatte in Wien ein Haus und auch ein Gut. In Wien wurde er mit seinen Venusliedern bekannt.
Bis 1200 verlief der Stadtgraben an der Straße, die noch heute "Graben" heißt. Dann wurde daraus der Markt, zunächst für die Bäcker und Mehlmesser, dann kamen die Kräutler und andere Standler. 1702 gab es den ersten Glückshafen, eine Spielbude.
Unter Rudolf von Habsburg (1250) wurde die Stadt Wien wieder Reichstadt. Es kam zu zahlreichen Reformen. Eine Marktordnung wurde erlassen. Auf Preiswucher stand Geldstrafe. Schenkwirten, die ihre Gäste übervorteilten, wurden vor ein Faß geschleppt, wo man ihnen den Daumen abschlug. Dazu wurde ihnen aller Wein beschlagnahmt.

Die "Hübschlerinnen" wurden ein reglementierter Berufsstand, der jeden Samstag eine Steuer von zwei Pfennigen zu entrichten hatte. Dann mußten die Damen die Stadt verlassen, denn am heiligen Sonntag war ihnen der Aufenthalt nicht gestattet. Auch Gaukler durften nicht mehr auf den öffentlichen Plätzen auftreten.

Durch die vielen Kriege herrschte Männermangel. Es kam vor, daß Frauen einen Mann vor Gericht schleppten und logen, er hätte ihnen die Ehe versprochen. Auch gegen diese Unsitte mußte Rudolf gesetzlich vorgehen.

Heilig war damals das Asylrecht. Wer von der Polizei verfolgt davonrannte und noch ein Kloster oder eine Kirche erreichen konnte, der war dort vorerst sicher. Erst unter Maria Theresia wurde dies aufgehoben. Wir kennen dies heute noch als Kinderspiel, wenn die Kinder Fangen spielen und beim Erreichen vom "Haus" sicher sind.

Eine andere Gerichtstradition ist ebenfalls verloren gegangen. Wenn ein zum Tode verurteilter am Schafott stand und eine ehrbare Jungfrau erklärte, ihn heiraten zu wollen, dann ging der Verurteilte frei. Eine Möglichkeit für die eine oder andere, die bisher zu kurz gekommen war - vielleicht sah man dies auch als Strafe genug an …

Die hygienischen Verhältnisse waren schlecht. Abfall und Exkremente wurden einfach aus dem Fenster geworfen. Vorsicht, wer am Morgen durch die Straße ging, wenn ein Nachttopf gelehrt wurde! Fließendes Wasser gab es nur an Brunnen.

Reiche Leute konnten sich Pelzkrägen leisten - die dienten als Falle für das Ungeziefer, und man brauchte sie nur ab- und zu auszuschütteln.

1361 kam es zu einer Feuersbrunst, die 1/3 aller Häuser vernichtete. Rudolf hob alle Schutzregeln des Handwerks auf, um die Zuwanderung fremder Meister zu fördern. Und er erklärte, daß alle innerhalb Jahresfrist nicht wieder aufgebauten Häuser zu seinen Gunsten enteignet würden. Die Wiener beeilten sich und der Erfolg gab ihm recht.
Die Universität wurde 1365 von Rudolf dem Stifter gegründet. (Zuvor hatte sein Schwiegervater Kaiser Karl IV bereits eine in Prag gegründet). Es ist somit eine der ältesten Europas, sie zog viele Studenten aus allen Landen an und es entwickelte sich ein reges "Studentenleben". Berühmte Magister aus dem Ausland wurden berufen, und wenige Jahre später hatte die Universität bereits 300 Studenten.
Die Wiener sind immer für ein Vergnügen zu haben. So mußte man 1458 mit dem Hinweis auf Kriegszeiten das "ergötzliche Schlittenfahren, munteres Saitenspiel, ausgelassene Tänze" und andere öffentliche Vergnügungen ausdrücklich verbieten.
Die "Bierglocke" im Heidenturm des Stephansdom ordnete die Sperrstunde an, zu der die Wirtshäuser geschlossen werden mußten. Auch durfte sich niemand mehr ohne Licht auf die Straßen begeben. So die Verordnung von 1459
1529 kam es zur ersten Belagerung Wiens durch die Türken. Nach langen Kämpfen brachen die Türken die Belagerung ab. Das schlechte Wetter, die schlechte Versorgung und der einbrechende Winter machten es den Türken unmöglich, die Stadt zu stürmen.
Ferdinand I. führte aber auch als erster eine Apothekenordnung ein. Man verlangte von Medizinern eine mindestens sechsjährige Lehrzeit und eine Prüfung. Auch eine Rezeptpflicht für gefährliche Medikamente wurde bereits damals festgelegt. Vorher konnte jeder nach Belieben seine Begabung als Quacksalber, Chirurg oder Pillendreher ausleben.
Am Equitable Life Gebäude am Stock im Eisen-Platz ist ein Tannenstamm zu sehen, der voll von Nägeln ist. Hier schlugen die Schlossergesellen, die nach Wien kamen, einen Nagel ein.

Nach der Sage gab es einen Schlosserlehrling, der am Donauufer Lehm holen sollte. Aber er spielte mit anderen Kindern und als der Abend kam, hatte er weder Sperrgeld dabei noch Lehm in der Karre. Da kam der Teufel zu ihm und versprach, ihm Lehm und Sperrgeld zu geben, wenn er nur nie den Kirchgang versäumen würde. Auch wollte er ihn einen geschickten Schlosser werden lassen. Der Junge stimmte zu und wurde ein sehr geschickter Schlosser, der viel in der Welt herum kam. Immer ging er in die Kirche, doch eines Sonntags blieb er zu lange mit seinen Kollegen im Wirtshaus. Als die Glocke schlug, packte ihn der Teufel und fuhr mit ihm ab.

1531 begann man mit der Errichtung neuer Wälle und zwölf starker Befestigungsanlagen, die 1566 fertig wurden. Diesen ist es zu verdanken, daß Wien ein Jahrhundert später den Türken standhalten konnte. Der Verlauf entspricht der heutigen Ringstraße.
Auch auf die Sauberkeit der Straßen wurde nun mehr Wert gelegt, verglichen zB zu Paris. 1540 durfte man keine Abfälle mehr auf die Straßen schmeißen, kein "Fisch- und Krautwasser" mehr auf die Straße schütten. Den Bürgern wurde verboten, in ihren Häusern Schweine und Schlachtvieh zu halten. Wurde ein Schwein auf der Straße umherlaufen gesehen, wurde es gefangen und zur Kostaufbesserung in die Krankenhausküche gebracht - das half.

1550 gab es dann die erste Wasserleitung Wiens, und die Gärten und Plätze wurden verschönt, indem man den Flieder nach Wien brachte.

1541 wütete wieder die Pest. Im Jahr vorher hatte man eine Gesundheitsbehörde geschaffen, der Magister sanitatis sollte die Wiener über Körperhygiene und die Mißachtung der Straßenpflege aufklären.

Diese Institution hat sich bis heute gehalten, aber es ging ihr nicht immer gut. Als man sich 1664 über die nachlässige Pflichterfüllung des damaligen Beamten Johann Christoph Plöckinger beklagte und nachforschte, stellte man fest, daß er infolge unregelmäßiger Entlohnung inzwischen verhungert war.

1542 kam eine Polizeiordnung heraus, die verhindern sollte, daß die Männer und Frauen der Putzsucht frönten und dadurch zu unehrlichen Gelderwerb verleitet würden. Man untersagte einfach teure Kleider und Schmuck!
  • Bauern durften weder ausländische Stoffe noch Seide oder Pelze noch Gold- oder Silberschmuck tragen.
  • Bürger durften Seide bestenfalls als Besatz tragen, als Pelz war nur der Fuchspelz erlaubt. Erlaubter Schmuck war nur ein Haarband aus Samt.
  • Gehobene Bürger durften schon einen samtenen Gewandbesatz und die Frauen einfachen Schmuck tragen. Den Würdenträgern und ihren Frauen war Goldschmuck erlaubt, und ausdrücklich auch das Tragen von mehreren Überröcken!

 

  • Das Planen der Hausfrauen wurde erleichtert, denn es war geregelt, wie viele Freunde man einladen durfte und was dabei an Gutem aufgetischt werden durfte und was nicht.
  • Den Familienoberhäuptern wurde aufgetragen, allabendlich mit allen Bewohnern des Haushalts das Abendgebet zu sprechen, welches mit der Bitte um Befreiung von der Türkennot zu enden hatte.
  • Verboten wurden die Schalksnarren, die auf öffentlichen Plätzen die hohen Herren nachmachten. Erlaubt waren sie nur, wenn sie in festen Diensten eines Herren standen.

Und schließlich regelte der Herzog noch, daß die Hübschlerinnen nicht von Ehemännern, sondern nur von Junggesellen aufgesucht werden durften. Die Einnahmen aus dem "gemainen Frauenhaus" am Tiefen Graben mußten zum Teil an das Kloster St. Lorenz abgegeben werden.

Ein Problem war die Unterbringung der Stadtgardisten. Kasernen waren damals noch nicht üblich, man zahlte ein Quartiergeld. Doch dieses war schmal bemessen und oft Monate im Rückstand. Die Soldaten verteilten sich auf billige Quartiere in den Vorstädten, was im Alarmfall nicht sehr praktisch war, wo man die Truppe erst zusammensuchen mußte. Die Soldaten kamen um die Erlaubnis ein, Häuschen auf den Basteien zu bauen. Dies wurde zwar nicht genehmigt, sie taten es aber trotzdem. Und als man ihnen des Sold weiter schuldig blieb, fingen sie an, dort auch Wein auszuschenken - und für lange Zeit war diesem Unwesen nicht mehr Herr zu werden.
Wer in diesen Zeiten bestraft wurde, der wurde in das "Narrenkötterl" vor der Schranne eingesperrt, einem nach allen Seiten offenen Käfig. Da war man dann Spott und Unrat ausgesetzt. Allerdings hat manche Dame mit nicht ganz untadeligem Lebenswandel so ihre Reize zur Schau stellen und "Marketing" betreiben können, was nicht im Sinn der Obrigkeit war.

1671 wurde auch ein Zuchthaus errichtet. Hier wurden alle Aufgegriffenen eingesperrt, ob Betrüger, Diebe, Bettler, Räuber oder Waisenkinder.

Deren Verpflegung war täglich abwechslungsreich, wenngleich es immer Eintopf gab: Nach dem allgemeinen Mittagessen fuhr ein Karren mit großen kupfernen Kesseln durch die Stadt. Ein Knecht läutete mit einer Glocke, und jeder schüttete in den Kessel, was vom Essen übrig geblieben war. Kräftig umgerührt gab dies ein mit vielen Zutaten bereitetes Essen.

Die große Pest wütete im Jahr 1679 für fast ein Jahr. Man schätzt 70-100 000 Tote. Kaiser Leopold verließ Wien und kam erst nach Beendigung der Seuche wieder. Auf der Pestsäule findet er sich als Bittsteller am Fuße.
1683 kam es zur zweiten Türkenbelagerung. Die Stadt machte schwere Zeiten mit. Am 12. September 1683 kam das Ersatzheer, welches schließlich siegte.
1686 wurde das Allgemeine Krankenhaus gegründet, welches bis heute existiert und die größte österreichische Klinik ist.
Drei Studenten zogen nachts betrunken am Stephansdom vorbei, als sie das Holzkreuz mit dem Christus sahen, dem ein Tuch umgebunden war. "Der hat ja Zahnweh" grölten sie. Am nächsten Morgen waren sie alle drei von heftigem Zahnweh befallen, bis sich einer erinnerte, daß sie am Vortag den Herrgott gelästert hatten. Vor dem Kreuz leisteten sie Abbitte und die Schmerzen verschwanden. Seitdem beten die Wiener, die Zahnschmerzen haben, vor diesem Kreuz um Linderung.
1710 kam es wieder zu einer Pest, vielleicht auch eingeschleppt durch die vielen ausländischen Kaufleute, die aus dem Osten kamen.

Eine Folge waren später drakonische Maßnahmen bei der Einreise an der Grenze: Wenn die Kaufleute die damalige Grenze nach Österreich, die Sava, überschritten hatten, so mußten sie im damaligen Semlin, dem heutigen Zemun, erst einmal in Quarantäne. Es gibt heute noch den Stadtpark mit den verschiedenen Kirchen, in dem die Kaufleute damals einige Wochen mit ihren Waren warten mußten.

Karl VI. erließ die "pragmatische Sanktion", in der bestimmt wurde, daß auch eine Frau - seine Tochter Maria Theresia - seine Nachfolgerin werden konnte. Dies ließ er sich von vielen Fürsten bestätigen. Der erfahrene Prinz Eugen bemerkte dazu "Eure Erbin würde besser fahren, wenn sie kein papierenes Gesetz über die weibliche Nachfolge, sondern über 100 000 Mann wohlbewaffnete Soldaten und eine gefüllte Schatzkammer verfügen könnte."

Und so kam es auch, Maria Theresia mußte sich erst im österreichischen Erbfolgekrieg durchsetzten.

Eine der Neuerungen der Zeit Maria Theresias war der Kataster und die Nummerierung der Häuser. Jetzt konnte man feststellen, wer wo wohnte. Die Nummern mußten sichtbar über der Tür befestigt werden. Auch die Konskription und das Steuereintreiben wurden dadurch erleichtert. Ivo Andriæ wird dies später in Bosnien beschreiben, wie die Bewohner mit Mißtrauen reagieren und die Nummern abmontieren oder verändern.
Unter Maria Theresia wurden Alle, die irgendwie zwielichtig erschienen, eingesperrt. Bald waren die Gefängnisse voll. So gingen zweimal im Jahr Transportschiffe, so genannte Wasserschübe, nach Ungarn ab. Zunächst nach Temesvar, schließlich auch nach Peterwardein (Novi Sad) und Komorn. Dort lebten sie nicht in Gefängnissen, die Damen konnten sogar heiraten, allerdings mußten die Neusiedler hart arbeiten.
Unter Maria Theresia wurde bei Hof oft französisch geredet, sehr zum Ärger des Hofarztes Dr. Steger. Eines Tages bekam eine Hofdame Wehen und rief "oh mon dieu, oh mon dieu, c'est terrible". Der Arzt setzte sich in einen bequemen Sessel und wartete. Als sie nach einiger Zeit schrie "oh Gott, oh Gott" sprang der Arzt auf "Aha, jetzt redt s'deutsch, jetzt ist es soweit".
Joseph II. war ein praktisch denkender Mann, und es erschien ihm sinnlos, Sträflinge einfach im Gefängnis herumsitzen zu lassen. Straßenkehren war da eine angebrachte Strafe, und so zogen die Zuchthäusler mit dem Besen aus. Darunter auch die Dirnen, doch das ging nicht so gut wie geplant. Mit dem Besen standen sie auf dem Graben und priesen wieder ihre Reize an. Daher wurde diese Verordnung wieder aufgehoben und sie wurden nur mehr zum Waschen und Ausbessern von Wäsche herangezogen.
Joseph II. fand auch, daß seine Untertanen zuviel Schminke - weiße und rote - verwendeten. Die Ärzte fanden dies übrigens auch, denn Bleiweiß war nicht gerade gesund. Also wurde Einfuhr und Erzeugung von weißer Schminke verboten und auf die Rote ein hoher Zoll erhoben.
Joseph II. störte auch, daß man viel Geld für Begräbnisse ausgab. 1784 ordnete er an, daß auf den Friedhöfen große Schächte ausgehoben wurden und mit einigen hundert Personen belegt werden sollten. Außerdem verbot er Särge: die Toten wurden nackt in einen Leichensack gelegt, dieser kam in einen Klappsarg und vielen von dort in ihr Grab.

Die Wiener, die eine "schöne Leich'" über alles lieben, waren nicht damit einverstanden, der Kaiser mußte diese Reform zurücknehmen.

40 Jahre bestimmte ein Mann Österreichs Geschicke, der aus dem Rheinland stammte: Clemens Lothar Wenzel von Metternich. In den Kriegszeiten gegen Napoleon wurde er Außenminister. 1821 wurde er zum Haus-, Hof- und Staatskanzler erhoben. Die Allianz gegen Napoleon, der Europa vom "Monster aus Paris" befreien wird, der Wiener Kongreß - der für einige Jahrzehnte eine stabile europäische Ordnung etablieren wird - aber auch die absolutistische Herrschaft in einer Epoche, die wir heute "Biedermeier" nennen, gehen auf ihn zurück.

Er war nicht fleißig, aber effizient: Aufstehen und Frühstück zwischen acht und neun, dann drei Stunden Büro. Am Nachmittag ein kurzer Ausritt, Korrespondenz und Rapport der wichtigsten Beamten. Um 19 Uhr Audienz beim Kaiser. Danach Empfang von Diplomaten, Lesen von Berichten - und auch ein Privatleben, in dem es zahlreiche Affairen gab. Um Mitternacht ging der zum Fürsten Erhobene ins Bett.

Die französische Revolution, die er als Student in Straßburg miterlebt hatte, war ihm in erschreckender Erinnerung. Er regierte absolutistisch, die Zensur war hart. Beim Volk war der "Fürst Mitternacht" unbeliebt. Die Revolution 1848 fegte ihn hinweg, er floh aus Wien, kehrte erst 1851 zurück.

Der Wiener Kongreß ist der Höhepunkt der Residenzstadtkarriere Wiens. Das Monster Napoleon ist verbannt. Österreich ist nach langen Kriegen siegreich. Kanzler Metternich regelt die Geschicke Europas zwischen den Siegermächten Österreich, Rußland, England, Preußen, unzähligen kleineren Staaten und - Frankreich.

Wiener Kongreß - viel zu tun für die Staatsoberhäupter und Minister, für die Hoteliers und Kutscher, für die Beamten und Diener - und für die Spione. Fürst Metternich hatte sie überall platziert, um die Herrscher der anderen Länder auszuforschen. Sie suchten in allen Papierkörben, selbst in der Asche der Kamine, und sie beobachteten und lauschten.

Und alle Parteien bedienen sich schöner Frauen, die den hohen Herren den Aufenthalt angenehm gestalten und doch die geheimen Gedanken an jemand anderen verraten sollen. Und viele standen gleich in den Diensten mehrerer Herren. So zB die Fürstin Bagration, "der nackte Engel" ob ihres Dekolletes, intime Freundin des russischen Zaren und gleichzeitig Vertraute Metternichs. Oder Gräfin Zichy, um die sich der Kronprinz von Württemberg und der Kronprinz von Bayern stritten. Die mitgebrachten Kaiserinnen etc. amüsierten sich derweil ebenfalls mit ihren Liebhabern. Am beliebtesten war der König von Dänemark, denn dem waren die Hofdamen zu dumm und er nahm sich gleich eine hübsche Wienerin aus dem Volk. Die humorlose Polizei Metternichs verbot ihr lediglich, sich "Königin von Dänemark" zu nennen. Als der König abgereist war, nannte das Volk sie "die dänische Witwe". Und wer bei all den fremden Herren und Damen, Dienern und Zofen nicht zum Zuge kam, der konnte auch auf den "Schnepfenstrich" am Graben gehen, dessen Ruf durch die internationalen Gäste nach ganz Europe getragen wurde.

Ein Opfer dieser Zeit wurde der Fürst de Ligne. Der 79jährige wartete zwei Stunden im kalten vergeblich auf eine Dame. Er zog sich eine Lungenentzündung zu, an der er verstarb. Von ihm blieb der Ausspruch: "dieser Kongreß tagt nicht, er tanzt!"

Alle Paläste werden hergerichtet und beherbergen Potentaten, Diplomaten und sonstige Gäste. So auch im Palais des Freiherren von Arnstein, der die preußische Delegation beherbergte und dessen Frau, Fanny von Arnstein, noch dazu aus Berlin stammte. Die "prussienne scandaleuse" wurde sie genannt. Und in den letzten Tagen des Jahres 1814 wußten sie ganz besonderes zu berichten: der erste Christbaum auf Wiener Boden! "Bei Arnstein war vorgestern nach Berliner Sitte ein sehr zahlreiches Weihbaum- oder Christbaumfest. Es waren dort Staatskanzler Hardenberg, die Staatsräte Jordan und Hoffmann, Fürst Radziwill, Herr Bartholdy, alle getauften und beschnittenen Anverwandten des Hauses. Es wurde durch alle Zimmer ein Umgang gehalten mit den zugeteilten, vom Weihnachtsbaum abgenommenen Gegenständen."

Als 1835 Kaiser Ferdinand den Thron bestieg, verkündete er eine Amnestie und erlaubte allen Verbrechern, die zu längeren Gefängnisstrafen verurteilt waren, mit ihrer Familie und ihrem Besitz nach Amerika auszuwandern. Doch die früher sehr schlimmen Haftbedingungen hatten sich sehr geändert. Nur drei von zwanzig Betroffenen entschlossen sich dazu - die anderen erklärten, lieber ihre Strafe zur Gänze in einem österreichischen Gefängnis abzusitzen.
Was brauchte man als Jude, um heiraten zu können?
  • Zuerst einen Konskriptionsbogen, ob man zum Militärdienst zu leisten hätte.
  • Ein Blutverwandschaftszeugnis, daß man mit der Braut nicht verwandt war.
  • Ein Schulzeugnis, daß man lesen und schreiben konnte.
  • Ein Geburtszeugnis.
  • Ein Wohlverhaltenszeugnis, daß man sich gut verhalten habe.
  • Ein Religionszeugnis.
  • Den Totenschein des Vaters (oder seine Heiratserlaubnis)
  • Eine Prüfung vor dem Kreishauptmann, ob sie die Religionsvorschriften kennen.
  • Und der Auszug aus dem Familienbuch, also eine "Familie".

Die Anzahl der jüdischen Familien war begrenzt. Wer Heiraten wollte, der brauchte eine Familie. Familien wurden zunächst einmal vererbt, meist an den Ältesten. Dann kamen diejenigen, die Geld hatten, um sich eine freiwerdende Familie zu kaufen. Und wer zu arm war, der durfte nicht heiraten.

Erzählt wird die Geschichte des Jaikew Lederer und seiner Resele Turnauer, die er ohne Heiratserlaubnis zur Frau nahm. Um einer Strafe zu entgehen, bestätigte er vor dem Magistrat, sie sei seine Haushälterin. Nach 21 Jahren ging sie also auf Wien und suchte beim Kaiser eine Audienz an. Der Kaiser hatte Mitleid, und sie konnten heiraten.

Nachfolger von Franz I wurde der Ferdinand (1835-1848). Er war körperlich und geistig schwach. Ein bis zwei Jahre mußte mit ihm geübt werden, Treppen zu steigen, ein Glas zu halten oder eine Schranktür zu öffnen.

Man nannte ihn "Ferdinand den Gütigen", aber auch "Gütinand den Fertigen". Seine Schwägerin Sophie nannte ihn "einen Trottel als Repräsentant der Krone".

Als der Kaiser hörte, daß in Tarnow (in Galizien) die Revolution ausgebrochen sei, murmelte er "I hab' gar net g'wußt, daß Tarnow mir g'hört." Und als man meldete, daß in Wien die Revolution ausgebrochen sei, fragte er "Ja derfn's denn des?"

1848 dankte er zugunsten des 18jährigen Franz Joseph ab und zog sich nach Prag zurück. Er bewirtschaftete sehr erfolgreich seine Güter und wurde zum wohlhabendsten Habsburger seiner Zeit. Nach der Niederlage Österreichs 1866 sagte er "no, daß hätt i auch noch z'sammenbracht"

Metternich benötigte Geld für den stets knappen Staat, und er ging wieder einmal den Bankier Eskeles an. Zum Abschluß des Gesprächs teilte Metternich dem Bankier noch mit "Man berichtet mir, daß Sein Sohn Jakob sich in liederlicher Gesellschaft herumtreibt, mit Diversanten und allerlei umstürzlerischem Gesindel. Sehe er doch zu, daß das aufhört."

Der Bankier Eskeles hielt im devoten Rückwärtsschreiten inne: "Das muß ich mir noch einmal überlegen, hochfürstliche Gnaden".

"Wie, warum?" fragte Metternich.

"Ob ich einem Staat Geld borgen will, der vor meinem Sohn Angst hat."

Als Elisabeth von Bayern 1854 nach Wien aufbrach, um dort ihren Franzl zu heiraten, nahm sie ihre Ausstattung mit: 163 Hemden, 72 Unterröcke, 60 Hosen, 168 Paar Strümpfe, 240 Paar Handschuhe, Kleider, Mäntel und anderes mehr. Ihre Mitgift betrug 50 000 Gulden. Von Franz bekam sie 100 000 Gulden und 12 000 Gulden Morgengabe. Weitere 100 000 Gulden betrug ihre jährliche Apanage.
1857 wurde die Niederlegung der Befestigungsanlagen beschlossen. Jahrhunderte hatten sie die Stadt Wien beschützt. Nun machten sie Platz für eine breite Straße, entlang derer sich bald Prachtbauten und Palais erstrecken sollten.
Am Heldenplatz stehen zwei gußeiserne Statuen: Prinz Eugen, der Sieger gegen die Türken, und Erzherzog Karl, Sieger gegen Napoleon. Als die Statue des Prinzen Eugen 1865 enthüllt wurde, verursachte sie einen Skandal: wie konnte der Künstler es nur wagen, daß sich das Pferd auch auf seinen Schwanz stützt?

Die Statue ist 448 Zentner schwer und kostete damals die ungeheure Summe von 310 953 Gulden. Der Künstler, Heinrich Feinkorn, konnte damals schon keine Antwort mehr geben, er war infolge eines Schlaganfalls in geistige Umnachtung gefallen. Das hatte man verschleiert. Das Modell zu dem Denkmal hatte er aber vorher fertig gestellt.

Kaiserin Elisabeth achtete sehr auf ihre Schönheit, sie wollte nicht altern. Sie nahm Bäder in Eselsmilch. Nachts hatte sie Gesichtsmasken aus rohem Kalbfleisch, Erdbeerpackungen und warme Olivenölbäder. Sie hatte Milch- und Orangentage. Täglich wurde geturnt. Auf Reisen nahm sie zwei Kühe und eine Ziege mit.

Seit ihrem 32. Lebensjahr ließ sie sich nicht mehr fotografieren oder malen. Ihr Gesicht versteckte sie hinter einem Fächer, Sonnenschirm oder Schleiern.

Premiere im Ringtheater! Am 8. Dezember 1881 wurden hier "Hoffmanns Erzählungen" uraufgeführt. Plötzlich ergoß sich ein Flammenmeer auf die Zuschauer. Die Bühne war durch Gasleuchten ausgeleuchtet, und der Beleuchter hatte ständig die zwei Hebel verwechselt, mit denen er das Gas regeln sollte. Als man den Haupthahn ausschaltete, gab es keine Beleuchtung mehr und es kam zu einer Panik. Der diensthabende Wachmann fand den Schlüssel zum Feuermelder nicht, dann rannte er zum Stadtbauamt anstatt zur Feuerwehr. Als man sich zum Brandherd durchkämpfte, fand man Bottiche, Spritzen und Schwämme - aber kein Wasser. Vierhundert Menschen kamen bei dem Brand um, viele hatten sich vom Balkon gestürzt.

Das Burgtheater wurde wieder aufgebaut, aber die Katastrophe hat sich bis heute in den Köpfen gehalten.

Kläre Hell war eine berühmte und beliebte Schauspielerin. Sie bekam immer viele Blumen, die sie an ihre Fans verschenkte. Einmal vergaß sie ihre Blumen in der Garderobe, da rief sie der Menge zu "Meiner Seel, jetzt hab ich den Salat oben in meinem Kammerl vergessen! Kommt's halt morgen Nachmittag zu mir, Kinder, wer noch was haben will. Kriegt's auch ein' Kaffee!"
Franz Karl war der Sohn Kaiser Franz I, Bruder Kaiser Ferdinands und Vater von Kaiser Franz Joseph. Eines Tages wurde er in Bad Ischl von einem Bauern angesprochen, der ihn nicht erkannte. Man kam auf Söhne zu sprechen, und der Bauer fragte Franz Karl, was denn sein Sohn so mache. "Der ist Kaiser" sagte er (über Franz Joseph). "Und haben sie noch einen Sohn?" "Ja, der ist auch Kaiser (Maximilian, Kaiser von Mexiko). "Und ihr Vater?" "Ja, der war auch Kaiser" (Franz I.) "Und ihr Bruder?" "Der war auch Kaiser" (Ferdinand).

"Aber sie sind kein Kaiser?" fragte der Bauer kopfschüttelnd. "Nein, aber ich wäre fast einer geworden!"

Erzherzog Otto, genannt Otto der Schöne, war ein Neffe von Franz Joseph und Vater des letzten Kaisers Karl. Er führte ein intensives Leben. Einmal erschien er, nur mit einem Säbel und dem Orden vom goldenen Fließ bekleidet, im Hotel Sacher. Seine Frau war sehr fromm, so wollte er eines Abends seine Zechkumpanen in ihr Schlafzimmer führen, damit sie "eine Nonne" sehen könnten.
In Wien gab es eine Pferdestraßenbahn, die aber dem Bedarf kaum gewachsen war. Unter Lueger kam es 1904 zur Elektrifizierung. 1898 eröffnete man die Stadtbahn - unter Dampf. Sie fuhr aber um die Stadt herum und nicht in die Stadt hinein.
Es gibt viele Theater in Deutschland, mehrere in Wien - aber das beste ist das Burgtheater. Und wenn ein Schauspieler dort Erfolg hatte und lange genug blieb, dann wurde er "Hofschauspieler".

Zu den zahlreichen Privilegien gehörte es, zu jeder Probe und zu jeder Vorstellung mit einem kaiserlichen Fiaker abgeholt und nachher wieder nach Hause gebracht zu werden. Verreist der hohe Gast mit der Bahn, so steht der Stationsvorstand bereit und begleitet ihn persönlich zum reservierten Erste-Klasse-Coupe. In allen größeren Stationen hat sich dann der jeweilige Bahnhofsvorstand einzufinden und den "gnädigen Herrn Hofschauspieler" nach seinen Wünschen zu fragen und mit Erfrischungen zu versorgen.

1912 wurde das Gänsehäufelbad als Familienbad eröffnet. Damals kam die Mode auf, daß der Körper Licht und Sonne brauche, nicht unter Sonnenschirmen und langen Kleidern versteckt werden sollte. Die Stadtverwaltung war sehr auf die Moral bedacht: nur Paare waren im Familienbad zugelassen. Aber eine Heiratsurkunde wollte man doch an der Kasse nicht verlangen. Die Wiener Jugend traf sich also vor der Kasse - und wer allein war, fand einfach Anschluß. Die Verordnung mußte aufgehoben werden, aber die Begegnungsstätte blieb.
Jeden Morgen um 3h30 wurde der Kaiser vom Leibkammerdiener geweckt, dabei erkundigte er sich nach dem Wetter. Dann kam der Badewaschler, der den Kaiser in einer faltbaren Gummibadewanne wusch. Die Badewanne wurde dann zum Trocknen auf einer Treppe ausgehängt, Badezimmer gab es keines. Dann kam der Friseur im Frack zur Rasur und zum Haare kämmen. Danach kam der Leibarzt, über 20 Jahre Dr. Josef Kerzl.

Der Kaiser war sehr gesund, als es ihm eines Tages aber nicht so gut ging, ließ der Kammerdiener ausrichten, der Kaiser können den Arzt nicht empfangen, er fühle sich nicht wohl.

Am Morgen bekam er eine gedruckte Zusammenfassung der wichtigsten Tageszeitungen. Davon gab es nur drei Exemplare, das zweite war für den Generaladjutanten und das dritte für das Archiv.

Dann setzte sich der Kaiser an den Schreibtisch und studierte Akten, dazwischen empfing er. Und so ging es den ganzen Tag.

Am Stephansdom neben dem Riesentor ist in die Mauer das Zeichen O5 eingeritzt. Als 1938 die Nazis in Österreich die Macht übernahmen, wurde der 1000jährige Name Österreich verboten und durch "Ostmark" ersetzt. Der Widerstand gab sich das Zeichen "O5", die 5 steht für den 5. Buchstaben des Alphabets, das E, also Oe oder Ö für Österreich. Immer wieder wurde es mit Kreide an die Mauern gemalt, immer wieder von SA abgewischt, bis es dann nach dem Krieg wieder ein Österreich gab.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde nicht nur Deutschland, sondern auch Österreich in vier Zonen geteilt, eine amerikanische, eine russische, eine britische und eine französische. Die Stadt Wien lag in der russischen Zone, war aber selber in vier Sektoren geteilt. Der erste Bezirk war aber "internationaler Sektor", den die vier Mächte gemeinsam verwalteten. Jeden Monat wechselte der Vorsitz der Militärkommission.

Die Polizeigewalt wurde ebenfalls gemeinsam wahrgenommen. Vier Militärpolizisten - einer von jeder Nation - fuhren gemeinsam auf Streife. "Die Vier im Jeep" wurden zu einem Symbol. Es war die letzte gemeinsame Aktion der vier Mächte, als anderswo bereits der kalte Krieg herrschte.

Da die Amerikaner den Jeep stellten, war der Fahrer ein Amerikaner. Neben ihm saß der Vertreter der Nation, die diesen Monat den Oberbefehl hatte.

entstanden aus einer Stadtführung

 

Quellenverzeichnis: