Die Österreichisch-ungarische Kavallerie

Solange Österreich-Ungarn stand, solange wehten auch die Standarten der Kavallerie.

Als junger Mann erlaubte sich der Autor dieser Seite einmal, die Führerin im heeresgeschichtlichen Museum in Wien zu fragen, was eigentlich der Unterschied zwischen Dragoner, Husaren, Ulanen, Cuirassiere  sei. Ihm wurde sehr unwirsch geantwortet, dies wäre wohl nicht der richtige Ort, die Gliederung der österreichisch-ungarischen Armee zu erklären. Dieser Dame, die lieber vor den Bildern von heroischen Weltreisenden verweilte, und all jenen, denen diese Frage nicht wurscht ist, sei diese Seite gewidmet

Dragoner, Kürassiere, Husaren, Ulanen, Carabinieri, chevaux-legers, alles waren Soldaten zu Pferde, aber was wissen wir mehr? Dragonaden gibt es noch im Wortschatz - das muß etwas schlimmes, schweres, fürchterliches sein. Husar - da denkt man an fesche Männer, die die Herzen erobern.

 

Gemütlich ist der Kürassier,
er reitet Schritt und trinkt viel Bier

Die Hunnen waren die ersten Reiterarmeen, die bis in das Herz Europas vordrangen. Im Mittelalter gab es die schwer gepanzerten Ritter. Mit dem Aufkommen der Schußwaffen änderte sich die Taktik, aber die 'schwere Kavallerie' gab es bis in die napoleonische Zeit. Dies waren die Kürassiere, so genannt nach dem Brustpanzer, dem Küraß. Sie standen im Zentrum der Schlacht. Die Sturmhaube und eisenbeschlagene Handschuhe schützten vor den Hieben der Gegner, Sporen dirigierten die schwerfälligen großen Pferde. Ihre Waffe war der Pallasch, der eine 1,3 m lange Klinge hatte, dazu kam eine Faustpistole. Aber zum Nachladen blieb im Schlachtgetümmel keine Zeit, und so war die 'Blankwaffe', ob Pallasch, Säbel oder Pike bis zum ersten Weltkrieg die wesentliche Kavalleriewaffe.

 

Außerhalb der geschlossenen Heereskörper gab es die 'leichte Kavallerie', 'Chevaux-legers', Husaren, leichte Dragoner und später Ulanen. Leicht bewaffnet, auf schnellen Pferden in kleinen Gruppen auftretend wurden sie eine gute Ergänzung der langsamen Hauptverbände.

Ölbild von Oskar Brüch

Dragoner

 

Dragoner sind halb Mensch halb Vieh,
 aufs Pferd gesetzte Infantrie

 

Am Helm ist ein Doppeladleremblem angebracht. Die Hosen sind in krapprot.

Die Dragoner hatten eine ähnliche Ausrüstung wie die Kürassiere, nur ohne Küraß und Sturmhaube, aber ein Kurzgewehr, den Karabiner. Sie wurden auch Carabiniers genannt - die italienischen Carabinieri sind ihre Nachkommen. Auch ihr Säbel war kleiner und leichter. Das übliche Dragonerregiment gehörte zur schweren Kavallerie, aber es gab auch leichte Dragoner.

K.u.k. Dragonerregimenter 1912

 

In Ungarn waren es oft die Gutsherren mit ihren Pferdehirten und Leibeigenen, die im Kriegsfall als eine Art Landwehr sogenannte Banderien, Reiterschwadronen, bildeten. Auch ältere Soldaten, denen man Grund und Vieh zugewiesen hatte, wurden in Grenz-Husareneinheiten an der Militärgrenze zusammengefasst. Ähnliche Aufgaben wie die Husaren hatten die Uskoken, serbisch-kroatische christliche Flüchtlinge, die an der Militärgrenze angesiedelt wurden, und die Panduren.

Husaren

 

Husaren reiten wie der Wind
wenn sie erst aufgesessen sind

 

Man erkennt die Verschnürungen der Attila, den umgehängten Dolman und den Husarentschako.

Ölbild von Oskar Brüch

Husaren trugen eine auffallende Jacke mit gedrehten Schnüren, die mit hölzernen Knebeln verschlossen waren - die 'Attila'. Im Winter hatten sie eine mit Pelz gefütterte Jacke, den 'Dolman', der im Sommer über die linke Schulter gehängt wurde. 

Ungarische Husarenregimenter 1912

 

 

Ölbild von Oskar Brüch

Ulanen

 

Ulanen tragen stets die Lanze
nicht nur beim Reiten - auch beim Tanze.

 

Ulanen mit Ulanka und Tschapka, in der ein Roßhaarbusch steckt. Die Knöpfe wurden Kompasseln genannt.

Aus dem Zusammentreffen mit den polnischen und russischen Truppen entwickelten sich schließlich die Ulanen, die mit einer Pike bewaffnet waren, zusätzlich zu Säbel und Pistole. Noch zu Beginn dieses 20. Jahrhunderts wurden in Deutschland Ulanen mit dieser tausendjährigen Waffe ausgebildet - einer von ihnen würde später als NATO-General über Atomwaffen befehlen.

k.u.k. Ulanenregimenter 1912

 

Aufgaben der Kavallerie

Die leichte Kavallerie stand nicht im Zentrum der Schlacht, war aber oft kriegsentscheidend. Die Aufklärung, die Sicherung des Aufmarsches der Fußtruppen, Streifkommandos, Sicherung der Trains, Gefangenentransport oder Requisition waren ihre Aufgaben, bei den Banderialhusaren auch die Bekämpfung des Bandenwesens. Als Reserveeinheiten zurückgehalten, konnten sie rasch an die neuralgischen Punkte geschickt werden, wo sie dann die Entscheidung erkämpften. Von den Türkenkriegen bis zur Schlacht bei Königgrätz hatte die österreichische Kavallerie entscheidenden Anteil. Die Belagerung Wiens 1683 wurde von den Kürassieren gebrochen, der junge Prinz Eugen wurde für seinen persönlichen Einsatz zum Inhaber des Dragonerregiments 13 ernannt. Er sollte mit seinen Husaren, Dragonern und Kürassieren die Türken zurückdrängen und Österreichs Vormachtstellung auf dem Balkan sichern. 1757 eroberte die österreichische Kavallerie in einem kühnen Vorstoß Berlin während des siebenjährigen Krieges, als sie eine Lücke in den feindlichen Linien erkannte und über 200 km vorstieß. In der Schlacht bei Aspern 1809 besiegten die österreichischen Reiter zum ersten Male Napoleon, auch die Schlacht bei Leipzig wurde durch sie entschieden. 

Bei Königgrätz kam es 1866 zur letzten großen Reiterschlacht der österreichischen Kavallerie. Nach dem verlorenen Krieg 1866 kam es zur großen Heeresreform. In der Kavallerie wurde die Unterscheidung zwischen leichter und schwerer Kavallerie aufgehoben. Die Ausbildung und Bewaffnung wurde vereinheitlicht, die Unterscheidung in Dragoner, Husaren und Ulanen hatte nur mehr traditionelle Gründe. Dafür werden später Telegraphenpatrouillen und Maschinengewehrgruppen in der Kavallerie aufgestellt. 

k.k. Landwehrkavallerieregimenter und k.u. Honvedkavallerieregimenter 1912

Im ersten Weltkrieg gab es noch Reiterkämpfe mit den russischen Kosaken, aber dem modernen Krieg war diese Truppe nicht mehr gewachsen. Es hatte an Geld für moderne Sättel gefehlt, die Ausfälle waren hoch und der Pferdebestand schmolz zusammen. Schließlich mußten die Pferde überhaupt an die Artillerie abgegeben werden, und die stolze Kavallerie wurde zur Fußtruppe. Zwei Dragonerregimenter gab es noch 1936, die in die Wehrmacht eingegliedert wurden und als Aufklärungsabteilungen oder mit Kosakenreitern im Partisaneneinsatz im zweiten Weltkrieg eingesetzt wurden. Heute sind noch einige Reiter der Tragtierkompanien zur Grenzsicherung gegen Menschenschleuser und Schmuggler im Einsatz.