Das Ende der Monarchie

Am Ende des Krieges brach in Wien die Revolution aus. In der Nacht vom 2. zum 3. November 1918 informierte der Polizeipräsident, der spätere Bundeskanzler Johannes Schober, daß er für die Sicherheit der kaiserlichen Familie im Schloß Schönbrunn nicht mehr garantieren könne. 

Theresianischer Militärakademiker. Ölbild von Oskar Brüch Der russische Zar war gefangengenommen und mit seiner Familie erschossen worden, der deutsche Kaiser in die Niederlande geflohen. Zurückflutende Truppen verprügelten Offiziere und plünderten Verpflegungslager. Am 3. November wird in Wien die Kommunistische Partei Deutschösterreichs gegründet, die erste kommunistische Partei außerhalb Sowjetrußlands. Hunderttausende von abgerüsteten Soldaten ziehen vom Ost- und Südbahnhof zum Nord- und Westbahnhof und umgekehrt. Hungrig waren sie alle. 

Die meisten Soldaten der kaiserlichen Garden waren verschwunden, die Kaiserin sah eine gegen die Wand gelehnte Hellebarde, deren Träger im Dienst desertiert war. Das 69. ungarische Infantrieregiment, das normalerweise den Palast beschützte, rückte gemäß den Befehlen aus Budapest ab. Daher wurden die Offiziersschüler der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt unter Führung des Walter von Schuschnigg, dem Cousin des späteren Kanzlers, zur Bewachung des Schlosses Schönbrunn herangezogen. 18jährige Buben hielten dort Wache, wo die traditionsreichen Garden sich nur mehr um sich selbst kümmerten. "Eines der schönsten Beispiele für Treue" würde die Kaiserin später darüber sagen. 

Der Kardinalerzbischof Piffl und der bisherige kaiserliche Sozialminister Prälat Ignaz Seipel versuchen den Kaiser zum Abdanken zu bewegen. Am 11. November verzichtet Kaiser Karl "auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften" und erkennt im Voraus die Entscheidung an, die Deutschösterreich über seine künftige Staatsform trifft. Mit einem Bleistift aus seiner Westentasche unterzeichnet er gegen Mittag das Dokument. Um 14 Uhr übergibt die Regierung ihre Demission, traditionsgemäß werden Orden und Pensionen vergeben.

Gegen acht Uhr am Abend präsentiert sich ein Oberst und die Kadetten vor dem Kaiser und erneuern den Treueid. Im Schloßhof sind bereits Einheiten der Volkswehr, im Parlament wird über die Ausrufung der Republik abgestimmt. Um neun Uhr verläßt die kaiserliche Familie Schönbrunn und begibt sich ins Schloß Eckartsau. 

Der Oberst sagt zu den Kadetten "Burschen, geht's ham, der Kaiser is' eh' furt". Nach siebenhundert Jahren ist die Regierungszeit der Habsburger zu Ende gegangen.

Aus den Erinnerungen von Christl Kriegshaber, der Biographie der Kaiserin Zita und "Die unterschätzte Republik" von Hugo Portisch