(Szene des
Münchner Komikers Karl Valentin und seiner Partnerin Liesl
Karlstadt. Die Bühne zeigt eine armselige Stube in der
Abenddämmerung.)
- Die Mutter (Liesl Karlstadt)
- Das ist recht - da hast ja's Bäumerl, ah der is nett -
wunderschön.
- Der Vater (Karl Valentin)
- No ja, kindisch ist er halt.
- Mutter
- Er gehört ja auch nur für d'Kinder.
- Vater
- Ja, ich war in zwei Christbaumfabriken, und da hams mir den geben.
- Mutter
- ja, da is ja kein Christbaumbrettl dran, hast dus verloren? Ich hab
doch ausdrücklich gsagt, du sollst an Baum mit Brettl bringen.
- Vater
- Ja, der hat ja keins.
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- Mutter
- Das seh ich ja, daß er keins hat.
- Vater
- Wie kannstn das sehn, wenn keins dran ist?
- Mutter
- Aufgschriebn hab ich dirs sogar, an Baum mit Brettl!
- Vater
- Ja, die haben lauter Bäum mit Brettl ghabt, das war der einzige
ohne Brettl.
- Mutter
- Und den hast extra rausgesucht?
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- Vater
- Aber so ist er doch viel natürlicher, im Wald wächst er doch auch
ohne Brettl.
- Mutter
- Aber den kann man doch nicht brauchen, den kann ich ja nicht
hinstellen am Tisch.
- Vater
- Dann legn man halt heuer hin - jetzt ham man fünfzehn jahre
hingstellt, jetzt legn ma amal heuer hin.
- Mutter
- Ich möcht doch den Baum aufputzen. Ich hab solche Sprüch gmacht
bei den Kindern, ich hab gsagt, wenn du kommst, dann kommt 's
Christkindl auch gleich. Und jetzt bringt er an Baum ohne Brettl! Da
wärs mir schon lieber gwesn, du hättst bloß a Brettl bracht und gar
koan Baum.
- Vater
- Am Brettl allein hätten die Kinder auch kei Freud ghabt.
- Mutter
- Aber so kann ich ihn nicht hinstellen!
- Vater
- Ja, dann halt ich ihn halt.
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- Mutter
- Geh, du kannst doch nicht bis am heilen Dreikönigstag so dastehn
und kannst den Baum halten.
- Vater
- Warum nicht, ich hab ja so nichts zu tun, ich bin ja arbeitslos.
- Mutter
- Aber da sind doch noch vierzehn Tag hin, du kannst doch nicht Tag
und Nacht den Christbaum halten, du mußt doch auch manchmal wieder
amal nausgehen.
- Vater
- Dann nimm ich ihn mit.
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Die Arbeiten des Baumaufstellens und -schmückens gehen mühsam voran.
Zu allem Überfluß platzt auch noch der Kaminkehrer in die Szene, der
sich schließlich in die Schaumtorte setzt.
- Kaminkehrer
- Jessas Maria! Das mir des grad auf Johanni passieren muß.
- Vater
- Ja wia komma denn Sie auf Johanni?
- Kaminkehrer
- Was wolln S' denn, heut ist doch der 24. Juni!
- Vater
- Himmikreuzsapprament! Da geht nacha mei Abreißkalender nach!
- Mutter
- Des schaut dir scho gleich!
- Vater
- Siehgst, Alte, drum hab ich ja heut den Christbaum auch so billig
kriagt!
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